Großinvestoren vor Sylt und Helgoland: Heuschrecke liebt Windkraft

Deutschland ist ein Super-Standort für Offshore-Räder, findet US-Investor Blackstone – und steigt mit ein.

Die Fühler in den Wind gestreckt. Bild: Steffz / photocase.com

FREIBURG taz | Die deutsche Offshorewindkraft ist auch für globale Finanzinvestoren inzwischen ein attraktives Geschäftsfeld: Nach zweijährigen Vorarbeiten hat die US-amerikanische Investmentgesellschaft Blackstone nun entschieden, den 1,2 Milliarden Euro teuren Windpark "Meerwind" 23 Kilometer nördlich der Insel Helgoland zu realisieren. Er wird aus insgesamt 80 Anlagen mit einer Leistung von jeweils 3,6 Megawatt bestehen, also 288 Megawatt erzeugen können.

Und bei diesem Projekt soll es aus Sicht von Blackstone nicht bleiben. Wie die Financial Times Deutschland am Freitag berichtete, hat der Investor auch für einen zweiten Windpark in der Nordsee bereits eine Genehmigung erworben und diskutiert bereits über weitere Standorte. Blackstone ist eine jener Beteiligungsgesellschaften, die seit einigen Jahren als "Heuschrecken" verschrien sind.

Das Unternehmen hatte - wie andere potenzielle Investoren auch - mit der endgültigen Entscheidung zugunsten des Projektes bis zur Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) gewartet. Und tatsächlich macht das neue EEG, das ab Anfang 2012 gilt, Deutschland nun zu einem der attraktivsten Märkte für Offshore-Windkraft weltweit: Die Anlagenbetreiber erhalten in den ersten acht Jahren eine Vergütung von 19 Cent je Kilowattstunde Strom, die sie erzeugen. Zudem stellt die KfW-Förderbank zinsgünstige Kredite bereit.

Einzig in Großbritannien, wo das Vergütungsmodell ein anderes ist, seien die Vergütungen im Moment noch attraktiver, sagt Tilman Schwencke vom Offshoreforum Windenergie. Dort wird der Marktpreis des Stroms zuzüglich eines variablen Aufschlags bezahlt. Hinzu kommt, dass die dortigen Windparks näher an Land in flacheren Gewässern stehen, als dies in Deutschland der Fall ist - dadurch ist der Bau billiger.

Alle anderen Länder in Europa fallen hinter die Konditionen zurück, die künftig in deutschen Gewässern gelten: Dänemark etwa hat geringere Vergütungen, ebenso Frankreich, wo zudem der Staatskonzern EdF sehr dominant ist, was manchen Interessenten abschreckt.

Bisher ist Blackstone auf dem deutschen Offshorewindmarkt der einzige Investor seiner Art. Doch der künftige Einstieg weiterer vergleichbarer Gesellschaften gilt als durchaus möglich. Angesichts des erklärten Ziels der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 die Windkraft auf See auf 25.000 Megawatt auszubauen, wird man neue Akteure vermutlich sogar brauchen: "Das werden die etablierten Energiekonzerne nicht alleine machen", sagt Schwencke.

Gleichwohl rechnet der Branchenkenner nicht damit, dass die deutschen Seegebiete nun von Investmentgesellschaften geradezu überlaufen werden: "Die Eigenkapitalrendite der Projekte liegt realistisch gerechnet bei etwa 9 Prozent." Damit ist die Rendite niedriger als jene, die Investoren im Sektor Private Equity sonst meistens anpeilen. Jährlich 15 Prozent oder noch mehr sind da durchaus die Regel.

Zwar gibt es bei den Offshoreparks noch beachtliche unternehmerische Risiken, denn weit draußen auf See ist die Wartung je nach Wetterbedingungen schwierig und von der Kostenkalkulation her unsicher. Attraktiv sind die Windparks für Kapitalanleger gleichwohl, weil diese Risiken völlig anders gelagert sind als bei vielen anderen Beteiligungen.

Die Rendite korreliert schließlich kaum mit der Entwicklung der Weltwirtschaft und den Kapitalmärkten. Daher sind solche Investments im Sinne der Risikostreuung immer willkommen - vor allem angesichts solcher Börsentage, wie sie diese Woche zu erleben waren.

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