Fussball 2. Liga: Der Torwart verliert die Linie

Im Spiel gegen Cottbus machte Hertha-Keeper Maikel Aerts eine unglückliche Figur. Auch an seinen Fehlern lag es, dass die Berliner am Montagabend nicht über ein 2:2-Unentschieden hinauskamen.

Das 2:1 für Cottbus: Hertha-Torwart Maikel Aerts ist die unglückliche Figur hinten im Gedrängel Bild: dpa

Maikel Aerts ist kein Mann, der unangenehmen Fragen aus dem Weg geht. Im Gegenteil. Gerade nach Niederlagen stellt sich der kahlköpfige Hertha-Torhüter vor Reportern meist breitbeinig in Positur. In Anbetracht seiner imposanten Gestalt - 1,96 Zentimeter ist er groß - und seines forschen Blicks verlieren die an ihn gerichteten Fragen oft an Schärfe, und seine klaren Worte tun ein Übriges. Aerts ist ein guter Anwalt seiner Mannschaft. Wie sich jedoch nach dem 2:2 (2:2) gegen Energie Cottbus herausstellte, ist er ein schlechter Verteidiger seiner selbst.

Zwar baute sich der Niederländer auch am Montagabend vor den Mikrophonen auf, während die meisten seiner Mitspieler bei zweistelligen Minusgraden im Olympiastadion schnell in die warme Kabine hasteten. Aber er weigerte sich beharrlich, seine offenkundigen Fehler einzuräumen. Als er nach seinem eklatantesten Patzer in der 70. Minute gefragt wurde, mussten die Umstehenden seinem Gedächtnis mehrfach auf die Sprünge helfen, ehe er bereit war, sich an die Szene zu erinnern. Der Cottbuser Jiayi Shao hatte Aerts den Ball während des Abwurfs aus der Hand stibitzt. Aerts behauptete, der Schiedsrichter hätte dabei ein Handspiel von Shao übersehen. Dass er wiederum den Chinesen übersehen hatte, verschwieg er geflissentlich. Der 34-Jährige hatte Glück: Die Gäste vergaben die sich überraschend bietende Möglichkeit zum vielleicht entscheidenden 3:2-Auswärtserfolg überstürzt.

Zuvor hatte Aerts bereits eine äußerst unglückliche Figur gemacht - auch bei den beiden Cottbuser Toren. Beim ersten Treffer durch Daniel Adlung patschte er dem Torschützen das Leder mit seinen großen Händen direkt vor die Füße. Beim zweiten erwies es sich als verhängnisvoll, dass Aerts sich nicht entschließen konnte, ob er auf der Linie bleiben oder herauslaufen solle. Uwe Hünemeier konnte ungehindert ins Tor köpfen.

"Wir machen alles zusammen", erklärte Aerts dazu. Gewiss war dieses Berlin-Brandenburg-Derby nicht dazu angetan, den Hertha-Torwart allein an den Pranger zu stellen. Denn grobe Patzer leisteten sich vor 40.134 Zuschauern fast alle Spieler auf dem Platz. Als Duell der beiden treffsichersten Sturmreihen der Liga war die Partie zuvor angepriesen worden. Am Ende entschied das tollpatschige Abwehrverhalten über den Ausgang der Begegnung. Auch den Hertha-Treffern von Pierre-Michel Lasogga (16.) und Roman Hubnik (40.) waren eklatante Fehler der Gäste vorausgegangen.

Den Cottbusern gelang es immerhin, sich nach der Halbzeitpause zu stabilisieren. Im Bewusstsein, dass nur ein Sieg zu realistischen Aufstiegshoffnungen berechtigen würde, drängten sie mit dem Mute der Verzweiflung die Berliner in ihre eigene Hälfte. Diese hatten dem Ansturm nichts entgegenzusetzen. Trainer Markus Babbel unternahm nach dem Spiel erst gar nicht den Versuch, etwas zu beschönigen: "Wir haben es in der ersten Hälfte nicht gut gemacht und in der zweiten noch schlechter."

Der bedauernswerte Aerts wusste oft nicht, wem er den Ball zuwerfen sollte. Zwei, drei Mal verblieb der Ball deutlich länger in seinen Händen als die erlaubten 6 Sekunden. Das Leder einfach möglichst weit vom Tor wegzukicken, kam dem verwirrten Keeper gar nicht in den Sinn.

Grundsätzlich kommt Aerts mit dem Ball nicht so gut klar, wie das moderne Torwartspiel es eigentlich erfordert. Aerts verschuldete nicht nur zuletzt in Karlsruhe, sondern auch vor zwei Wochen bei dem für die Fans so wichtigen Stadtderby gegen Union Berlin einen Gegentreffer. Damit hat er bei den Fans viel Kredit verspielt. Die verlorenen Punkte gegen Union und Cottbus wiegen bei diesen umso schwerer, als diese Begegnungen im belanglosen Zweitligaalltag eine Ausnahmestellung einnehmen.

Die Verunsicherung auf der Torwartposition kann für Hertha noch zu einem großen Problem werden. Zum einen, weil man auf der Ersatzbank mit Sascha Burchert und Marco Sejna über keine starken Alternativen verfügt. Zum anderen beträgt durch das Remis gegen Cottbus der Vorsprung des Tabellenführers auf einen Nichtaufstiegsplatz nur noch drei Punkte.

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