Kommentar BVG-Chefin verzichtet auf Mutterschutz: Ein ganz schlechtes Vorbild

Die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe will schon kurz nach der Geburt ihres vierten Kindes wieder arbeiten. Sie setzt damit andere Frauen unter Druck.

Die BVG-Chefin will also rund um die Geburt ihres vierten Kindes weiterarbeiten und das Unternehmen ohne Pause führen. Das sei ihre ganz private Entscheidung, und da habe ihr auch niemand reinzureden, sagt ihre Sprecherin. Ist das so? Nein! Eine Frau in Sigrid Nikuttas Position ist nicht irgendwer. Sie hat durch ihren Aufstieg zwangsläufig eine Vorbildfunktion. Ihr Durcharbeiten setzt Frauen unter Druck, es ihr gleichzutun.

Aus gutem Grund können werdende Mütter nur als Ausnahmeregelung auf die sechs Wochen Mutterschutz vor der Geburt verzichten und in den acht Wochen danach gar nicht. Zu groß ist die Gefahr, dass ein Arbeitgeber Druck macht, nicht in Mutterschutz zu gehen.

Das Schlimme ist, dass sich Frauen durch Nikuttas Beispiel auch ohne entsprechende Hinweise von Chefs selbst Druck machen werden. Weil sie denken: Das muss ich auch können, wenn ichs wie sie nach oben schaffen will. Unvergessen ist jene französische Ministerin, die nur fünf Tage nach der Geburt wieder zur Kabinettssitzung ging . Kann ja sein, dass sie und Nikutta so fit sind - doch was ist mit jenen, die es nicht sind und diesen Vergleich aushalten müssen?

Nikutta habe ein besonderes Familienmodell, in dem sich ihr Mann um die Kinder kümmert, versichert die BVG. Und was ist mit denen, die das nicht haben und auch nicht das Geld, um alternativ eine Kinderfrau zu beschäftigen? Nikutta huldigt dem Kult, alles der Arbeitswelt unterzuordnen. Tut sie es bewusst, ist das verantwortungslos. Andernfalls hat sie noch drei Monate Zeit, sich die Sache zu überlegen.

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