Kommentar FDPler geht zur SPD: Eine abstoßende Politik

Die SPD hätte erst die Affäre Hillenberg klären und später den FDP-Abgeordneten aufnehmen müssen. Nun aber bleibt der Eindruck, hier ziehen sich zwei gegenseitig aus dem Sumpf.

Ausgerechnet an dem Tag, an dem die SPD darüber entscheiden muss, ob sie einen der ihren aus der Fraktion kickt, wechselt ein FDP-Abgeordneter das Parteibuch und wird Sozialdemokrat. Ausgerechnet an dem Tag, an dem es um die SPD und ihre Verstrickungen mit dem Berliner Bausumpf gehen sollte, steht plötzlich die FDP samt ihrer unsozialen Politik am Pranger. Selbst wenn das Zufall sein sollte - glauben wird es niemand.

Es mag ja sein, dass Rainer-Michael Lehmann vom Gewissen geplagt wurde. Zwar lässt sich das durch seine letzten Reden kaum belegen, dennoch ist es vorstellbar, dass Lehmann sich einen Rest soziale Verantwortung bewahrt hat und daher von einer FDP-Fraktion abgestoßen fühlt, die sich nach den Worten ihres neuen Vorsitzenden vor allem einem verpflichtet fühlt: dem Leistungsgedanken. Die SPD hätte nun in Ruhe erst die Causa Hillenberg sauber klären und sich dann - in zwei, drei Wochen - als Attraktion für den frustierten Freidemokraten präsentieren können. Das hätte zweimal gut aussehen können.

Doch statt klare Kante zu zeigen, schafft es die Fraktion nicht einmal, den Ausschluss ihres verstrickten Baupolitikers fristgerecht auf die Tagesordnung zu setzen. Und durch die zeitliche Verknüpfung des Lehmann-Übertritts mit der Hillenberg-Affäre bleibt nur eins hängen: Hier tun sich eine Partei, die um ihre Mehrheit, und ein Politiker, der um seine Zukunft fürchtet, zusammen, um sich gegenseitig am Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Die Wirkung auf den Wähler ist fatal. Denn er weiß künftig weder, ob der, den er wählt, die Seite wechselt. Noch warum.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz als Autor, CvD und ab 2005 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Twitter: @gereonas Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de Foto: Anke Phoebe Peters

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.