Kommentar Spreedreieck: Einfach nur blöd

Trotz eines Schadens in Millionenhöhe kann man sich über die Akteure beim Spreedreieck nicht mal richtig aufregen.

Wie viel skandalöse Details muss ein Untersuchungsausschuss eigentlich an die Oberfläche spülen, damit eine Stadt aufschreit und fordert, dass Köpfe rollen? 8 Millionen, 12 oder 30 Millionen Euro Schaden für Berlin, wie beim Spreedreieck geschehen, sind dafür doch eigentlich genug. Schon der verdunkelte Vertrag von CDU-Finanzsenator Kurth mit dem Investor hätte ausreichen müssen. Und dass in der Baubehörde niemand Grundbücher lesen kann, schreit sowieso zum Himmel.

Wenn ein parlamentarisches Gremium die rot-rote Regierung in Bedrängnis hätte bringen können, dann der Spreedreieck-Ausschuss. Doch von einem Hammer spricht dort kaum jemand, obwohl die politisch Verantwortlichen weit abenteuerlicher gehandelt haben als etwa im Fall der unerlaubten Strieder-Zuschüsse für das Tempodrom oder im Fall Landowsky.

Doch genau hierin liegt die Erklärung: Der Tempodrom-Skandal steht für den Verrat an einem alternativen Kulturprojekt. Der Eklat um die Parteispende an den "Paten" Landowsky betraf ein ganzes System (Westberlin). Es gab Gut und Böse, Geld floss, Macht wurde missbraucht.

Über die Akteure beim Spreedreieck kann man sich nicht mal richtig aufregen. Dass Blut fließt, verlangen weder der Untersuchungsbericht noch die Berliner. Wohl weil alles, was am Spreedreieck schieflief, nicht ideologisch, parteiisch oder korrupt, sondern einfach nur blöd war. So viel Unfähigkeit auf einmal, so viel Profillosigkeit und Schwäche der Senatsbehörden geben keinen echten Skandal her. Und, so ein Pech, es gibt darum auch keine wirklichen Schuldigen.

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Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.

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