Neubauten: Luxus am Zirkus

Neben dem Berliner Ensemble entsteht ein Komplex mit Wohnungen, Hotel und Büros. Innen lockt das Gebäude mit Edeldesign, nach außen gibt es sich eher schlicht.

Der Luxus verbirgt sich hinter einer schlichten Fassade aus Glas und Metall: Am Bertolt-Brecht-Platz neben dem Berliner Ensemble entsteht in den kommenden Jahren ein wuchtiger Gebäudekomplex, in dem Wohnungen, Büros und ein Hotel untergebracht werden sollen. Der Schweizer Immobilienentwickler Peach Property Group will zusammen mit dem Designer Philippe Starck Wohneinheiten von 60 bis über 200 Quadratmeter schaffen, exklusive Inneneinrichtung gibt es auf Wunsch dazu. Ein Fünftel der 86 Wohnungen sind dem Unternehmen zufolge bereits verkauft.

"Die Architektur mag gewöhnungsbedürftig sein, hat aber Anspruch", kommentiert der Baustadtrat von Mitte Ephraim Gothe (SPD) das Konzept des Berliner Architekten Eike Becker. Die verschiedenen Nutzungen verbergen sich hinter einer geschlossenen Fassade, das zehngeschossige Gebäude wird oben über Stufen schmaler, so dass auf vier Etagen Penthouse-Wohnungen Platz finden. Teils springt es kleinteilig vor und zurück. Von "aufeinandergestapelten Flachbildschirmen" spricht Gothe. Die dürften den Platz nach der für 2013 geplanten Fertigstellung dominieren: Das Projekt mit dem Namen "yoo" soll mit 34 Metern höher werden als das zur Friedrichstraße hin gelegene Nachbargebäude.

Gothe freut sich über den gestiegenen Wohnanteil im Komplex: Auf der östlichen Hälfte zieht die Leonardo-Gruppe mit einem Vier-Sterne-Hotel ein, die Westseite gehört den Wohnungen. Deren Eigentümer sollen einen Fitnessraum erhalten, ein 15 Meter langes Schwimmbecken, einen Aufenthaltsbereich zum Kaffeetrinken sowie einen Rezeptionisten- und Hausmeisterservice. "Wir verkaufen ein Designobjekt", sagt Peach-Verkaufsleiter Dirk Kröger über "yoo". Die Käufer könnten zwischen mehreren Designlinien wählen oder sich ihre Wohnungen komplett selbst einrichten.

Die Quadratmeterpreise liegen zwischen gut 4.000 und 10.000 Euro pro Quadratmeter, etwa die Hälfte der bisherigen Käufer kommen aus Berlin und dem Bundesgebiet, die anderen vorwiegend aus Übersee. Da sich einige Wohnungen über mehrere Etagen erstreckten und einen Gartenflecken mit eigenem Eingang erhielten, seien sie auch für Familien interessant, sagt Peach-Chef Thomas Wolfensberger.

Die Öffentlichkeit wird von dem Luxus wenig bemerken - sie kann höchstens im Hotel-Restaurant essen gehen. Nicht geplant ist allerdings, einen Zaun um das prominent gelegene Grundstück zu ziehen. "Wir werden keine gated community, dafür gibt es keinen Grund", so Verkaufsleiter Kröger. Architekt Becker zufolge wird noch darüber diskutiert, auch die Kaffeebar im Eingangsbereich für Besucher zu öffnen.

Der Investor hat sich zudem verpflichtet, den Brecht-Platz zum Schiffbauerdamm hin neu zu gestalten. Die Bäume dürften bleiben, dazu würden Grasflächen und Sandwege gestaltet, sagt Architekt Becker. Der Platz soll 2013 mit dem Gebäude fertig werden. Insgesamt investiert die Immobiliengruppe 83 Millionen Euro.

Peach hat das 6.000 Quadratmeter große Grundstück im vergangenen Jahr von der Vivacon-Gruppe übernommen, die in finanzielle Schieflage geraten war. Hier stand einmal der alte Friedrichstadtpalast, der wegen Baumängeln in den 80er-Jahren abgerissen wurde. Um Ähnliches zu vermeiden, wird das neue Gebäude auf Stahlpfählen und nicht mehr auf Holz gebaut. Die Geschichte der Adresse "Am Zirkus" reicht aber noch weiter zurück: Im 19. und 20. Jahrhundert war das Gebäude Spielstätte von Zirkusdynastien, später ließ es Max Reinhardt zum "Großen Schauspielhaus" umbauen. Der Architekt Hans Poelzig zog eine Stuckdecke mit Zapfen ein - Berlin sprach von der "Tropfsteinhöhle". "Jetzt wollen wir der Stadt an dieser Stelle etwas zurückgeben, was sie über viele Jahre verloren hatte - eine Stadtstruktur und einen öffentlichen Platz", sagt Eike Becker.

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