Kommentar Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung: Nähe zu Geschäften mit Waffen

Warum freut sich eigentlich der rot-rote Senat so über diese Veranstaltung, die laut Eigenwerbung eine der wichtigsten Messen für Militärtechnik in ganz Europa ist?

Neuer Rekord: Die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung hat so viele Technikfreaks und Militärflugzeugfetischisten wie noch nie angezogen. Auf dem Gelände des Flughafen Schönefeld durften sie auch ein Kampfflugzeug Tornado aus der Nähe begaffen - der gleiche Typ, der derzeit über Afghanistan im Einsatz ist. Aber warum freut sich eigentlich der rot-rote Senat so über diese Veranstaltung, die laut Eigenwerbung eine der wichtigsten Messen für Militärtechnik in ganz Europa ist und außerdem "ideale Plattform für den internationalen Dialog zwischen Politik, Industrie und Streitkräften"?

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hat ausdrücklich hervorgehoben, der Flughafen Schönefeld als Standort für die Messe gewährleiste die "räumliche Nähe zu den politischen Entscheidungsträgern". Sind denn die Lobbyisten von Flugzeugherstellern und Militärtechnik nicht jetzt schon nah genug dran an der Politik? Müsste man den Abstand nicht sogar eher vergrößern?

Auf der größten deutschen Luftfahrtmesse, ILA, hat die Branche mit 14 Milliarden Euro Rekordabschlüsse verzeichnet. Vor zwei Jahren waren es fünf Milliarden gewesen. Der größte Brocken entfiel dabei auf den Airbus-Konzern, der Aufträge für insgesamt 67 Flugzeuge im Gesamtwert von 12,7 Milliarden Euro melden konnte.

Der Airbus-Megadeal: Die arabische Airline Emirates kaufte auf einen Schlag 32 Maschinen des weltgrößten Verkehrsflugzeugs A 380 für 11,5 Milliarden Dollar. Es war der größte Einzelauftrag für den Superjet und der größte in der Zivilluftfahrt. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete, Emirates habe für die Unterzeichnung auf der Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bestanden. Wegen der überragenden Bedeutung des Auftrags habe man der Forderung nachgegeben.

Auch die Luftfahrt- und Rüstungskonzerne EADS und RUAG haben Milliardenverträge abgeschlossen. Zudem gab es einen Besucheransturm auf das ILA-Gelände am Flughafen Schönefeld. Zur Luftshow kamen knapp 235.000 Besucher. (dpa, taz)

Das zeigt, wie beschränkt der Senat denkt. Das sieht man auch bei der grade von der Bundesregierung mit dem Sparpaket angekündigten Flugverkehrabgabe: Die bringt zwar Geld in den Staatshaushalt und ist ökologisch sinnvoll - aber Wowereit lehnt sie ab, weil das Land mit dem Großflughafen BBI gerade ein neues Drehkreuz aufbauen will. Ein anderes Beispiel ist Verlängerung der Autobahn A 100: Landesmittel würde Wowereit dafür nicht ausgeben, bekannte er erst am Freitag, aber wenn das Geld vom Bund kommt, dann nimmt er es gerne mit. Wer dermaßen beschränkt nur auf den kleinen Vorteil für die eigene Stadt schaut, der verliert das große Ganze aus dem Blick.

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