Berliner Theaterlandschaft: Neue Pläne für die Kudamm-Bühnen

Weil Klaus Wowereit nicht will, dass die Theater am Kurfürstendamm in der Uhlandstraße spielen, muss Architekt Chipperfield neu entwerfen und den direkten Zugang vom Berliner Broadway beibehalten

Stararchitekt David Chipperfield muss nachsitzen. Nach einem Gespräch zwischen Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD), dem Kudamm-Karree-Investor Ballymore (Irland), dem Architekten und Theaterdirektor Martin Woelffer ist verabredet worden, dass es neue Pläne für die Theater am Kurfürstendamm geben soll. Man habe Chipperfield sowie den Vorstand von Ballymore Group gebeten, "einen alternativen Entwurf" zu entwickeln, sagte Schmitz am Montag am Rande des Kulturausschusses. Dieser solle einen "repräsentativen Zugang für das Theater direkt vom Kurfürstendamm aus" beinhalten. In zwei bis drei Monaten will Chipperfield seine neuen Pläne zur Zukunft des umkämpften Theaterstandorts zur Diskussion vorlegen.

Nach Ansicht von Schmitz besteht die Chance, dass sowohl der Investor als auch Theaterleitung und Bezirk Charlottenburg sich auf eine "neue gemeinsame" Planung einigen können. Man habe Ballymore klargemacht, wie wichtig der Zugang für das Theater über den Boulevard Kurfürstendamm wäre. Zudem sei dem Investor noch einmal verdeutlicht worden, dass auf jeden Fall einer der beiden historischen Theatersäle - die Komödie und das Theater am Kurfürstendamm - beim groß angelegten Umbau des Kudamm-Karrees erhalten werden müsse. Einen Bestand beider Bühnen hält auch Schmitz aus wirtschaftlichen Gründen nicht für sinnvoll.

Chipperfields "großer Wurf" für die geplante 500 Millionen Euro teure Umgestaltung des Kudamm-Karrees samt Theater war im Februar 2010 auf Widerstand gestoßen. Während die vorgesehene Modernisierung des Büro- und Einkaufszentrums aus den 60er-Jahren im Bezirk noch ankam, fielen der neue Theatereingang an der rückseitigen Uhlandstraße und der dorthin versetzte Saal bei den Abgeordneten von Charlottenburg, dem Land Berlin und bei Woelffer durch. Woelffer: "Wir haben eine Vereinbarung über ein Theater am Kurfürstendamm, nicht an der Uhlandstraße."

Auch die grüne Bauexpertin Franziska Eichstädt-Bohlig, die sich für die Rettung der von Max Reinhardt in den 1920er-Jahren bespielten Bühnen engagiert, lehnt die Pläne ab. Es gehe nicht an, dass Ballymore nur aus Gründen der Rentabilität die Bühne an die Uhlandstraße verrücken wolle und Chipperfield sich dieser Prämisse beuge.

Seit der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sich vor gut einer Woche gegenüber Ballymore für ein Theater direkt am Kudamm ausgesprochen hatte, "geht es dort voran", so Schmitz am Montag. Man habe auch erreicht, dass Ballymore die beiden Bühnen weiter ohne Mietzahlung spielen lassen werde. Die Partner seien sich bewusst, "dass man zusammenarbeiten muss". Ballymore hatte angekündigt, die bestehende Mietfreiheit aussetzen zu wollen, der Theaterdirektor hatte daraufhin gedroht, das Gespräch mit den Investoren abzubrechen.

Man müsse nun abwarten, wie die neuen Entwürfe zu bewerten seien. Die bisherigen Varianten mit dem neuen Platz an der Uhlandstraße und einer offenen Passage in Richtung Hochhaus seien noch nicht vom Tisch, gab Torsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung, gegenüber der taz zu bedenken.

Noch immer gänzlich gegen das Projekt ist die CDU. Uwe Lehmann-Brauns, kulturpolitischer Sprecher der CDU, sprach am Montag von der "Zerstörung" der Bühnen. ROLF LAUTENSCHLÄGER

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