Tierschutzbeauftragter zieht Bilanz: Tauben sollen Abflug machen

Der Tierschutzbeauftragte zieht eine Bilanz seines dritten Jahres. Darin erläutert er auch die steigende Zahl der Tierversuche. Tauben sollen in Taubenschläge umsiedeln.

Künftig soll sie nicht im Bahnhof wohnen, sondern in einem Taubenschlag. Bild: ap, Maya Hitij

Die Zahl der Tierversuche in Berlin ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Das geht aus der Bilanz des Tierschutzbeauftragten Klaus Lüdcke nach seinem dritten Amtsjahr hervor. Weitere Themen des Berichts, der am Montag vorgestellt wurde, sind unter anderem die Zahl der Tauben und die Zukunft der Stadtbären.

Laut dem Bericht hat die Zahl der Versuchstiere 2009 um 0,8 Prozent zugenommen. Das sind 3.122 Tiere mehr als 2008. Gestiegen ist vor allem die Zahl der Versuchstiere, die in der Aus- oder Weiterbildung eingesetzt wurden und bei denen Organe entnommen wurden. Bei Letzteren handelt es sich meist um gentechnisch manipulierte Mäuse. Weil der Anstieg insgesamt aber geringer ausfällt als in den vorhergehenden Jahren, ist in dem Bericht von einer sich abzeichnenden "Trendwende" die Rede.

Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei) gibt an, eine solche befördern zu wollen. So sei eine Stiftungsprofessur für alternative Versuchsmethoden an der Charité geplant. Darüber hinaus soll ein Forschungspreis ausgelobt werden, um Alternativen zu Tierversuchen zu finden. "Es ist klar, dass man auf eine Reihe von Tierversuchen nicht wird verzichten können", sagt Lompscher.

Mit dieser Aussage hat Lompscher die Tierschützer gegen sich: "Unserer Meinung nach sind hundert Prozent der Tierversuche verzichtbar", sagt Irmela Ruhdel von der Akademie für Tierschutz. Gleichzeitig räumt sie ein, dass die Bundesländer kaum Möglichkeiten haben, gegen Tierversuche vorzugehen - das Tierschutzgesetz, das auch die Versuche regelt, ist ein Bundesgesetz. Insofern seien die Maßnahmen der Senatsverwaltung ein "Schritt in die richtige Richtung". Eine Trendwende, wie es in dem Bericht heißt, sieht Ruhdel aber nicht.

Wie die Zahl der Tierversuche soll auch die Zahl der Tauben in der Stadt sinken. Nicht durch Gift, betont Lüdcke. Sondern durch den Bau von Taubenschlägen. Mit dem Bau des ersten Taubenschlages sei am Montag in Reinickendorf begonnen worden. "Dort sollen die Tauben gefüttert werden, sie werden behandelt und Eier durch Toneier ersetzt", erklärt Lüdcke. Ziel sei es, die Taubenzahl auf ein "stadtverträgliches Maß" zu reduzieren und an Orten zu bündeln. Derzeit leben nach Schätzung Lüdkes rund 50.000 Tauben in Berlin. Die Population zu verringern sei nicht nur im Interesse der Menschen, sondern auch der Tauben, die an Verkehrsknotenpunkten wie dem Nollendorfplatz mehrmals pro Tag unter die Räder von Autos gerieten.

Weniger konkret sind die Pläne für die beiden Stadtbären, die in einem Zwinger gegenüber dem Märkischen Museum gehalten werden. In der Vergangenheit hatten unter anderem Tierschützer und die Grünen einem Umzug gefordert. Zwar sei nach "aktueller Gesetzeslage", so Lüdcke, die Haltung artgerecht. Ein neues Säugetiergutachten, an dem derzeit gearbeitet werde, werde aber voraussichtlich zu einem anderen Ergebnis kommen. Und spätestens bei schärferen Standards müssen die Bären umziehen. Weil ein Umzug mit zunehmendem Alter nicht einfacher wird, spricht sich Lüdcke für eine schnelle Lösung aus.

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