MOMENTUM
: Alles dreht sich, oder: Fliegen schlafen nicht

In der „ab-surdus“-Ausstellung von Via Lewandowsky im Momentum Projektraum für Zeit-basierte Kunst klappern Alltagsgegenstände durcheinander, bewegen sich, wohin und wie sie wollen. Uhren rasen, Apfelmus blubbert, Baseballschläger lassen ihr Ende baumeln. Wo auch immer man steht, schwirrt einem ein nerviges Fliegengeräusch um den Kopf. Es kommt aber nicht aus dem Dixi-Klo in der Mitte des Raumes, sondern aus einem rotierenden Lautsprecher, der Sound punktgenau durch den Raum wirft. Auch in der Leseecke, in der Kuratorin Isabel de Sena ihre Recherchelektüre zur Kunst des Absurden zugänglich macht, kommt man nicht wirklich zur Ruhe: Auf dem Beistelltisch flattert ein Blumenstrauß wild im Kreis umher, sobald sich jemand setzt. Man will die Objekte packen und schütteln, damit sie endlich aufhören oder selber völlig ausflippen. Dank de Senas Arrangements können sich die Arbeiten in ihrer ganzen Absurdität und Wucht entfalten: Die mehr-winklige Metallskulptur „Contenance“ windet sich über den Boden und verschiebt ihre Einzelteile in neue Formation. Immer wieder verkeilt sie sich in sich selbst und kämpft laut vibrierend dagegen an. Ihr dabei zuzuschauen ist schon heftig, zumal sie zum ersten Mal ohne Kratzschutz auf einem Holzboden gezeigt wird, was die widerspenstigen Bewegungen akustisch verstärkt. Auch einige echte Fruchtfliegen haben das Apfelmuß entdeckt. Tragikomik trifft geniale Sinnlosigkeit. NYM

■ Bis 7. 9., Do–So 13–19; 21. 8. Künstlergespräch, 20 Uhr, Mariannenplatz 2