Einblick (546)

Pablo Zuleta Zahr, Künstler

■ Pablo Zuleta Zahr wurde 1978 in Viña del Mar, Chile, geboren. Nach einigen Jahren des Studiums der Architektur zog er nach Deutschland, um an der Düsseldorfer Kunstakademie Fotografie zu studieren. 2006 wurde er Meisterschüler von Thomas Ruff. Seit Zuleta Zahr in Berlin lebt, arbeitet er an Fotografien und Videos, die soziale Themen in den Mittelpunkt rücken und den Umgang mit Fotografie in unserer globalisierten Welt erforschen. Politik, Geschichte und Poesie mixt er oft in seinem Werk und veranschaulicht so, wie undeutlich abgelichtet „Realität“ sein kann und auch ist.

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum? Pablo Zuleta Zahr: Um ehrlich zu sein, ich verdaue noch das MemoryLab in Martin-Gropius-Bau, an dem ich beteiligt bin. Ich denke noch über die Arbeiten meiner KollegInnen nach. Vor allem die Arbeit von Broomberg & Chanarin hat bei mir eine Tür geöffnet. Das britische Künstlerduo hat die Bibel als erstes Manipulationswerkzeug erkannt und sie mit Bildern eines Kriegsarchivs zusammengebracht. Ich beschäftige mich zurzeit sehr mit Archivbildern, und gute Werke zu sehen tut einfach gut. Der letzte Teil des Anthropozän-Projekts wurde am selben Tag wie unsere Ausstellung eröffnet, weshalb ich es leider noch nicht geschafft habe, mir das Projekt anzuschauen. Aber alles, was ich bisher mitbekommen habe, klingt gut und macht mich neugierig. Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen? Das Berghain, wo ich manchmal hingehe, braucht eigentlich keine Werbung mehr. Aber in queeren Läden wie dem Südblock oder dem neuen Schwuz gibt es Veranstaltungen, die ich sehr schätze. Seit Neuem gibt es dort auch Abende und Partynächte nur mit Frauen, die sich sozial oder politisch engagieren. Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich zurzeit durch den Alltag? Ich lese gerade gerne Umberto Ecos „Über Hässlichkeit“. Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude? Ich muss gestehen, das ist auch mein am meisten benutzter Gegenstand: mein Handy. Die Geräte haben eine Revolution ausgelöst, gegen die sich viele wehren. Ich mag’s aber … Mein Alltag als Künstler ist relativ abwechslungsreich, aber ich achte auch darauf, jeden Tag etwas kleines Neues zu erleben: ein anderen Weg als üblich nach Hause zu nehmen, was Neues beim Kochen zu erfinden, irgendwas, das meinen Alltag bricht. Natürlich denke ich nicht immer daran, aber ich versuche es so oft wie möglich. Genauso wie Feiern zu gehen, dabei aber ganz bewusst auf der Suche nach guten Gesprächen sein.