„Eine tragfähige Einigung“

Charité CFM-Geschäftsführer Toralf Giebe ist erleichtert über das angekündigte Ende des Streiks. Die Fronten waren verhärtet gewesen, sagt er im Interview

taz: Herr Giebe, nach mehr als drei Monaten hat sich die CFM überraschend mit den streikenden Mitarbeitern geeinigt. Warum geht auf einmal, was wochenlang nicht ging?

Toralf Giebe: Wie in Tarifkonflikten nicht unüblich, hatten sich die Fronten verhärtet. Es hat einfach sehr lang gedauert, bis Bewegung in die Sache kam und beide Seiten eine Kompromisslinie finden konnten. Und die musste dann noch mit den jeweiligen Vertretern abgestimmt werden.

Aller Voraussicht nach kommt nun ein Mindestlohn von 8,50 Euro, genau wie es die Gewerkschaften von Anfang an gefordert hatten. Ein Gesichtsverlust für Sie?

Nein, die Einigung ist für beide Seiten tragfähig. Für uns ist wichtig, dass die jetzt erzielte Vereinbarung wirtschaftlich deutlich unter dem liegt, was die Gewerkschaften ursprünglich gefordert hatten. Die ursprüngliche Forderung der Gewerkschaften nach 168 Euro mehr Lohn für alle Mitarbeiter war für die CFM wirtschaftlich schlicht nicht realisierbar. Dann nämlich hätten auch die Mitarbeiter mehr erhalten, die schon jetzt mehr als 8,50 Euro pro Stunde verdienen – unsere Architekten etwa oder einige Reinigungskräfte.

Die Einmalzahlung von 300 Euro im Januar soll auch nur an die Beschäftigten gehen, deren Lohn nun unter 8,50 Euro pro Stunde liegt?

Nicht nur; von ihr profitiert etwa ein Drittel aller Mitarbeiter – auch ein paar, die jetzt schon mehr verdienen.

Gibt’s in der Geschäftsführung ein Glas Sekt auf die Einigung?

(Lacht) Nein. Wir haben noch zwei Betriebsversammlungen in dieser Woche und sind erst einmal gespannt, wie die Belegschaft reagiert – also auch die Mitarbeiter, die nicht gestreikt haben. Dann stehen zwei Weihnachtsfeiern an, vielleicht ergibt sich da eine Gelegenheit zum Anstoßen. Interview: Kristina Pezzei