hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Und wieder mal ist es der Donnerstag, an dem es passiert. Jetzt muss man sich nur noch entscheiden, ob A, B oder C. A wäre das Konzert heute am Donnerstag mit La Luz im Monarch, mit Wimmerorgel, rumpelndem Schlagzeug und so einem Gitarrentwang, dass einem doch gleich ein Licht im Herzen angezündet wird wie sonst vielleicht noch bei einem Tav Falco – bei La Luz, den vier Musikerinnen aus Seattle, aber noch mit mehr Pop als einem zerknautschten Rock ’n ’Roll, mit einem ordentlichen Surfanteil und mit Tränentreiberballaden, auf die die Everly Brothers, die Beatles und vielleicht sogar die Shangri-Las neidisch wären (Skalitzer Str. 134, 20 Uhr, 9,50 Euro). Oder doch B, mit einer echten Steilvorlage, nämlich „La Grande Nation“, das wohl beste französische Punkalbum seit Jahren, das noch nicht einmal aus Frankreich kommt – sondern aus Kassel, Anfang dieses Jahres in die Runde gekickt von dem Trio Pari Pari, das eben auf Französisch singt zu einer knackig kompakten Musik, die die Dosenbierperspektive doch auf Sommelierniveau hebt. Ein guter Grund, noch mal ins White Trash zu schauen, bevor das dann Ende April Prenzlauer Berg ade sagt und in Treptow Quartier bezieht (Schönhauser Allee 6–7, 22 Uhr, 5 Euro). C wiederum ist an diesem Donnerstag dann das Heavy Listening, im Ausland mit Bob Ostertag, dem Geräuschmusiker und Pionier der Sampletechnik, der nicht nur mit allen wesentlichen Prominenzen der avancierten Musik wie John Zorn, Fred Frith oder dem Kronos Quartet zusammengearbeitet hat, sondern halt auch seine Musik so beharrlich auseinandernimmt, sie prüft und frisch kalibriert in einem steten Reflexionsprozess, dass ihr alle Beliebigkeit ausgetrieben wird. In zwei Sets, solo und dann noch im Duo mit dem Experimentalgeiger Jon Rose (Lychener Str. 60, 21 Uhr).

Am Samstag hat man mit dem Record Store Day (www.recordstoredaygermany.de) auch in Berlin noch mal einen Grund extra, um in einen dieser Museumsshops der Musikindustrie zu gehen, also in einen Plattenladen, wo man schon was Hübsches finden sollte, vielleicht sogar zur Wertanlage.

So ein Album wie das 1988 erschienene „Swastikas for Noddy“ von Current 93, das man sich einst vielleicht aus dem Ramsch gegrabbelt hat, wird heute zum Beispiel in einer ordentlich erhaltenen Vinylversion auf den einschlägigen Plattformen so ab 30 Euro aufwärts gehandelt. Auf seinem obskuren Weg von seiner frühen Klangcollagen- und Industrialmusik über Neofolk ist David Tibet, der Current-93-Betreiber, mittlerweile beim Liederabend angekommen. Am Montag ist das live in der Volksbühne zu hören (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 26 Euro).