sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag wird in der Kreuzberger Regenbogenfabrik (Lausitzer Straße 22, 19 Uhr) über Sinti und Roma gesprochen, die bekanntlich in den vergangenen Jahren einer verstärkten Verfolgung in Westeuropa und gerade auch in Deutschland ausgesetzt waren – und sind. Emran Elmazi von Amaro Drom e. V. und die Organisation Baustelle Welt laden ein, um der Frage nach dem neuen Leben der Sinti und Roma und den alten Vorurteilen gegen sie nachzugehen. Auch sollen „Vielfalt, Traditionen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Sinti und Roma“ aufgezeigt und gegebenenfalls diskutiert werden.

Etwas später beginnt in der Humboldt-Universität (Unter den Linden 6, 19.30 Uhr) eine Reihe, die sich mit dem Völkermord in Ruanda vor 20 Jahren beschäftigt. Zum Auftakt der Reihe wird der Schriftsteller Hans Christoph Buch die „Anatomie eines Völkermords“ erklären. Zwischen April und Juli 1994 wurden über 800.000 Tutsi und moderate Hutu ermordet, der Radiosender RTLM, der in Ruanda sehr populär war und den radikalen Hutu diente, spielte die neuesten Hits, rief zum Massenmord auf und begriff sich zugleich als Ausdrucksform einer linken Befreiungsbewegung. Die Folgen dieses Genozids dauern bis heute an – wie die jetzige Situation im Kongo zeigt. Dennoch wird dieser Völkermord im Westen bis heute kaum behandelt, auch, um sich nicht eingestehen zu müssen, dass man vor 20 Jahren einfach weggesehen hat.

Am Freitag dann wird im La Casa (Wurzener Straße 6, 18 Uhr) über Oi gesprochen und die vermeintlich unpolitische Szene, die in letzter Zeit im Oi-Bereich immer öfter von sich reden macht. Diese vermeintlich Unpolitischen haben nämlich – sei es aus Geldgründen, sei es aus männerbündischem Gemeinschaftsdrang heraus, sei es einfach aus Dummheit – keine Skrupel, vor und mit bekennenden Nazis aufzutreten, scheuen sich zugleich aber, die Konsequenzen ihres Tuns anzuerkennen, nämlich einzugestehen, dass sie Nazis hofieren. Das alles tun sie mit der Allerweltsentschuldigung, dass man eben „unpolitisch“ sei und für alles gar nichts kann, wähbäh. Die Veranstalter_innen von der North East Antifascist und vom RASH BB wollen nun ein für alle mal Licht in diese Dunkelgrauzone bringen.

Am Montag schließlich wird im sehr politischen Biergarten Jockel (Ratiborstraße 14c, 19 Uhr) der 40. Jahrestag der Nelkenrevolution in Portugal gefeiert, der Zeitzeuge Renato Soeiro, der selbst aktiv gegen die mit dieser Revolution gestürzte Diktatur kämpfte, wird berichten, wie die Revolution verlief und zugleich auch hinterfragen, was sie am Ende ergeben hat.