sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag wird in der Weißenseer Bunten Kuh (Bernkasteler Straße 78, 19 Uhr) eine Veranstaltungsreihe unter dem etwas lustlos gewählten Titel „Let’s talk about Feminism“ eröffnet. In der Auftaktveranstaltung geht es um „Frauenunterdrückung und Frauenrevolution“. So weit, so gut. Doch der Zusatztext lässt einen ein bisschen verwirrt zurück: „Die Medien sind voll von angeblich erfolgreichen Frauen: Angela Merkel ist Kanzlerin, Ursula von der Leyen ist Kriegsministerin und Heidi Klum ist ein weltbekanntes Promi-Gesicht.

Also: Heute sind die Frauen doch frei – kein Grund zu jammern über Frauenunterdrückung, oder?“ Zweifelsohne ist Angela Merkel nicht das Gesicht der Frauenbefreiung, aber ist sie wirklich nur „angeblich erfolgreich“? Wird hier nicht zusammengemixt, was nicht zusammengehört, nämlich beruflicher Erfolg und moralisches Handeln (so wie – ausgerechnet – von den meisten Machos auch)? Auch die schon viel zu oft gestellten, vorgeblich naiven Fragen „Was sind die richtigen Ansätze zum Kampf für die Befreiung der Frau heute schon? Sind die Männer eigentlich das Hauptproblem?“ lassen Schlimmes befürchten. Doch wer weiß? Vielleicht sind die Vorträge ja besser als die Pressearbeit.

Am Sonntag wird ein queerer Kissmob all den vielen und in den letzten Wochen sehr auffällig gewordenen Homophoben die Laune verderben (Görlitzer Park, 18 Uhr), es geht dabei darum, „gemeinsam ein Zeichen zu setzen gegen Intoleranz und homophobe Übergriffe im Görli“. Kurzum – den Homophoben wird Angst gemacht durch Masse. Küssende Masse. Das ist doch mal eine unmittelbar gewinnbringende Form des Protests. Und heterosexuelle Menschen sind zum lustvollen Geknutsche ausdrücklich hinzugeladen! Kommt also zuhauf!

Zeitgleich wird in der Moabiter Kulturfabrik (Lehrter Straße 35, 18 Uhr) der Dokumentarfilm „Mietrebellen – Widerstand gegen den Ausverkauf der Stadt“ gezeigt, anschließend dann besteht die Gelegenheit, mit den Porträtierten sowie mit den FilmemacherInnen ins Gespräch zu kommen und die Wirkung der vorgestellten Aktionen zu diskutieren.

Am Dienstag schließlich wird in der Baiz (Schönhauser Allee 26a, 19 Uhr) ein Abend „über selbstorganisierten Fußball und Subkultur in Osteuropa mit akustischem Punkrock zum Nachtisch“ gegeben, Tovarisch Arkadij von der russischen Band Brigadir aus Sankt Petersburg wird singen und spielen, zuvor aber erklären, wie der selbstorganisierte Fußball in Russland aussieht, der sich von allen Bundesligen und Weltmeistereien unterscheidet. Und das auf sehr wohltuende Weise.