POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Günter Wallraff, der Große, wer liebt ihn nicht? Das jedenfalls scheint sich das Politische Café in der Zilona Gora (Grünberger Straße 73, 18 Uhr) zu fragen und zeigt daher seinen Film „Schwarz auf Weiß“, in dem sich Wallraff, der sich via Blackfacing in „Kwami Ogonno“ verwandelt hat, in verschiedene Situationen begibt, in dem ihm Alltagsrassismus entgegenschlagen könnte. Und, siehe da, es ist erstaunlich – ihm schlägt tatsächlich Alltagsrassismus entgegen, ausgehend von national gesinnten Fußballfans, spießigen Kleingärtnern oder wandernden Rentnern. Ja, kann es denn wahr sein? Ja, wer hätte das gedacht? Vor allem aber: Warum muss ein Kölscher Jung sich erst schwarz anmalen und es selbst erleben, bevor er glaubt, was Schwarze Tag um Tag und Jahr um Jahr erleben und berichten? Und warum muss uns das das Politische Café zeigen? Die Kritik, die der Film seinerzeit erfuhr, ist den Veranstalter_innen wohl offenbar völlig unbekannt?

Ebenfalls am Donnerstag wird dagegen ein echter Augenzeuge reden, und zwar der ehemalige italienische Partisan Giacomo Notari, der sich im Mai 1944 den Widerständlern gegen die Wehrmacht anschloss. Er stellt im SO 36 (Oranienstraße 190, 19 Uhr) sein Buch „Ihr Partisanen, nehmt mich mit euch!“ vor, das soeben erschienen ist, und wird über seinen lebenslangen Kampf gegen den Faschismus sprechen. Die Veranstaltung findet auf Italienisch statt, es wird ins Deutsche übersetzt.

Am Freitag wird im Büro der Naturfreundejugend (Weichselstraße 13/14, 19 Uhr) für ein „Würdiges Gedenken an den Porajmos“ geworben. In der tschechischen Stadt Usti nad Labem hat sich im Frühjahr 2014 die Gruppe KONEXE gegründet, um an den Massenmord an den europäischen Roma und Sinti zu erinnern. Diese Roma-Organisation versucht zu erreichen, dass das ehemalige Konzentrationslager Lety u Písku ein Gedenkort wird, zurzeit befindet sich dort eine Schweinemastanlage. Nun touren ihre Mitglieder durch Deutschland, um auch hier Unterstützung für ihr Projekt zu gewinnen.

Am Dienstag schließlich geht es um die großen Grundwerte „Materialismus, Realismus und wissenschaftliche Methode“, das gleichnamige Buch wird im Unabhängigen Jugendzentrum Pankow, dem JUP (Florastraße 84, 20 Uhr), vorgestellt. Es geht darum, die Thesen des argentinisch-kanadischen Physikers und Wissenschaftstheoretikers Mario Augusto Bunge zu diskutieren, der seit 70 Jahren Fragen der Wissenschaftstheorie erörtert. Gerade angesichts der Substanzlosigkeit der heutigen linken Wissenschaftskritik ist das zweifellos ein lohnendes Betätigungsfeld.