POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag wird im Projektraum H48 (Hermannstraße 48, 19 Uhr) über die „Festung Europa“ gesprochen, die ihre Mauern ja täglich höher und höher zieht – Erfahrungsberichte, politische Einschätzungen und Handlungsansätze zur Situation an der südlichen Außengrenze Europas werden Chris und Job von der Initiative Corasol vorstellen – wie wir wissen, spitzt sich auf dem Mittelmeer die Lage zu und hierzulande geraten die Flüchtlinge zusehends in den Fokus der Politik, sie werden als Belastung gebrandmarkt. Und, wie die Veranstalter_innen betonen, „anhand der verlogenen Kritik an den ‚Schleusern‘ wird medienwirksam jegliche Verantwortung abgestritten. Geflüchtete selbst kommen in der Debatte wieder kaum zu Wort.“

Am Sonntag dann wird in der Zukunft (Laskerstraße 5, 20 Uhr) über die Lage in Bosnien-Herzegowina nach den Protesten berichtet. Denn im Februar 2014 kam es in dort „zunächst zu Fabrikbesetzungen und anschließend zu großen gewaltsamen Protesten, bei denen Regierungsgebäude in Brand gesetzt wurden. Armut, Arbeitslosigkeit und nationalistische Politik bestimmen den Alltag der Menschen“ – daher wurde unter anderem der Rapper Frenkie aus Bosnien eingeladen, über die dortigen Zustände zu informieren. Anschließend werden er und zahlreiche musikalische Gewährsleute aus Bosnien und Deutschland auch mithilfe von Beats und Melodien die Bude rocken. Es wird ein großes Info-Fest, scheint’s!

Am Montag wird in der JUP (Florastraße 84, 19 Uhr) über Theorie und Praxis des antiautoritären Kommunismus zwischen 1914 und 1921 gesprochen, und das unter dem etwas allzu reißerischen Titel „Ein Bürgerkrieg in Deutschland“. Seb Bronsky informiert über die pazifistische Bewegung und die Novemberrevolution sowie über die diversen Linken und Linksaußenparteien, die sich seinerzeit herausbildeten und leider auch leidenschaftlich untereinander bekämpften. Bronsky will daher „ihre historischen Verdienste wie auch ihre Schwächen und Fehler“ würdigen – und die Fehler sind nun wirklich sehr bemerkenswert.

Am Dienstag schließlich wird an der Ecke von Kleiststraße/An der Urania eine Protestkundgebung stattfinden, die sich gegen den Auftritt von Peter Singer in der Urania richtet. Dieser australische Bioethiker wiederum soll den „Peter-Singer-Preis“ für seinen Beitrag zur „Tierleidminderung“ erhalten, was ja schön wäre, wäre er nicht zugleich der Meinung, man könne die Tötung behinderter Säuglinge „unter bestimmten Bedingungen“ legalisieren. Euthanasie-Befürworter aber sind nicht preiswürdig, finden nicht nur jene, die zu Protesten aufrufen …