MUSIK

hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Gibt es eigentlich schon Musiktheater nach Texten von David Foster Wallace? Wie es aussieht, haben die Musiker Marion Wörle und Maciej Sledziecki zumindest gute Chancen, zu den ersten Künstlern zu gehören, die den US-amerikanischen Schriftsteller mit einem Stück „frei nach“ Motiven aus dessen Werk ehren. „One more pioneer“, das am Donnnerstag in der Brotfabrik Premiere hat, erzählt von der Zukunft, in einer in sich selbst verschlungenen Geschichte. Die inszeniert das Duo mit einem Darsteller und den Musikautomaten ihres Projekts Gamut inc.: Diverse Gerätschaften werden von Computern angesteuert und gestalten deren Impulse dann mehr oder minder selbsttätig aus (Caligariplatz 1, 28.–30. 5., 20 Uhr, 12/10 €).

Ausschließlich hand- und mundgemachte Musik gibt es dafür am Freitag in der Villa Elisabeth zu hören. Der italienisch-israelische Komponist Luca Lombardi bekommt dort zu seinem 70. Geburtstag – ein bisschen verfrüht, denn geboren ist Lombardi am 24. Dezember 1945 – einen Konzertabend geschenkt. Das ensemble unitedberlin und die Sopranistin Katie Bolding spielen Werke Lombardis, darunter eine deutsche Erstaufführung, eine Hommage an seinen Lehrer Hanns Eisler und die Bearbeitung eines Vokalwerks des Renaissancekomponisten Josquin Desprez (Invalidenstr. 3, 20 Uhr, 15/10 €).

Ein weiterer Vorkämpfer der Neuen Musik wird am Sonntag im studioboerne45 geehrt. Der britische Pianist John Tilbury ist dort in der Reihe Certain Sundays zu Gast, wo er Klaviermusik des 20. Jahrhunderts vortragen wird, darunter Stücke von Morton Feldman, Dieter Schnebel und Eigenes. Tilbury spricht zudem über die gesellschaftliche Rolle seines Instruments, das ja gern als bürgerliche Altlast abgetan wird (Börnestr. 43/45, 17 Uhr).

Eine geballte Ladung frei flottierender Drone-Musik bekommen alle Liegetonwilligen am selben Abend im Tiefgrund verpasst. Der in Berlin ansässige kanadische Brummfrequenz-Star Aidan Baker spielt dort mit seinem Projekt mit dem vielsagenden Namen Hypnodrone Ensemble. Man feiert das Erscheinen des zweiten Albums „The Shape of Space“. Unterstützung kommt von gleichgesinnten Bands wie Thisquietarmy, einem Projekt von Bakers Landsmann Eric Quach, der ebenfalls im Hypnodrone-Ensemble mittut, und den dunkel-psychedelischen Post-Rockern Labirinto aus Brasilien (Laskerstr. 5, 18 Uhr, VVK: 10 €).

Zuverlässig zellerfrischenden Freiform-Pop, der seine Wirkung besonders gut auf der Bühne entfaltet, darf man schließlich bei der Musikerin Merrill Garbus alias tUnE-yArDs, erwarten. Sie wird am Mittwoch das Lido beehren (Cuvrystr. 7, 21 Uhr, VVK: 17 €).