THEATER

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Die Spielzeit bounced langsam aus. Im Wilmersdorfer Haus der Berliner Festspiele läuft zwar noch das ambitionierte Performing-Arts-Festival „Foreign Affairs“ und hat Bonbons wie die achtstündige Performance der in Athen geborenen und heute in New York lebenden Künstlerin Georgia Sagri „my first science fiction book, Religion“ unters Zuschauervolk zu bringen (übrigens auch per livestream: www.sfbreligion.com). Sagri, deren komplexe wie weit gefächerte künstlerische Arbeit auch Arbeiten für Video, Malerei, Fotografie, Objektkunst und Texte umfasst, hat sich in ihrer neuen performativen Arbeit mit Musiker*innen aus unterschiedlichen Kulturkreisen zusammengetan: mit Sufis, Juden, Christen und Muslimen. Gemeinsam mit ihnen hat sie eine musikalische und körperliche Performance über die (im Moment ja sehr aggressiv den Weltdiskurs bestimmende) Religion komponiert, „mit der sie sich mittels Nachahmung und Wiederholung von Bewegungsritualen bekannter Religionen auf den Weg begibt zu einem vereinten zukünftigen Glaubenssystem“. So zumindest ist es auf der Webseite der Berliner Festspiele angekündigt (Haus der Berliner Festspiele: „my first science fiction book, Religion“, 4. 7. 14–22 Uhr).

Aber eigentlich hat die Open-Air-Saison begonnen, luftiges Sommertheater, aus dem sich die schweren Hochkulturdiskurse längst verflüchtigt haben.

Im Monbijou-Theater gegenüber der Museumsinsel zum Beispiel, das vor 20 Jahren als Hexenkessel-Hoftheater gegründet wurde. Inzwischen nennt es sich nach dem Park, an dem es sich befindet: dem Schlossgarten des seit fast sechzig Jahren schon verschwundenen Monbijou-Schlosses. Darin verbarrikadierte sich unter anderem einst der spätere Kaiser Wilhelm I. vor der 1848er-Revolte in Berlin, als er noch ein schmächtiger Kronprinz war. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss von Bomben schwer getroffen und seine ausgebrannte Ruine schließlich 1959 abgerissen. Aber wir schweifen ab. Von den Vorstellungen des Theaters nämlich, das nun von dem historischen Namen zehrt. Molieres fiese Heuchler-Komödie „Tartuffe“ zum Beispiel oder eine Berliner Fassung von Shakespeares „Hamlet“, die dem jahreszeitbedingten Hang zur Sommerkomödie (und zu übersichtlichem Personal) Rechnung trägt und die Tragödie flugs zur Komödie umfunktioniert hat. Für die Tanzsüchtigen dieser Stadt gibt’s im Monbijou-Theater fast täglich einen Strandbar-Schwoof (19 Uhr). Für die, die noch nicht so schrittfest sind, hat das Theater übrigens auch Tanzstunden im Programm (Monbijou-Theater: www.monbijou-theater.de).