Kolumne Afrika Afrika: Endlich: Fifa gegen Aids

Erst lehnte die Fifa Anti-Aids-Kampagnen ab. Sie würden die Spiele nur stören. Nach massiven Protesten hat sie jetzt eingelenkt und erlaubt Kondome und Aufklärungsmaterial zu verteilen.

Bevor die WM begann, leistete sich die Fifa einen gigantischen Streit mit südafrikanischen Aidsgruppen. Ein Begehren von HIV/Aids-Kampagnen, die Spiele und die Fanansammlungen für Aufklärungsarbeit über Verhütung und die Gefahren der Aidsausbreitung nutzen zu dürfen, wurde zunächst abgelehnt. Es würde die Spiele "stören", so die Fifa, wenn man in Fußballstadien Kondome verschenkt, HIV-Tests anbietet oder Fans erklärt, was sie tun müssen, um sich nicht anzustecken.

Aber inzwischen hat die Fifa eingelenkt und tut jetzt so, als sei nie etwas gewesen. "Als Teil der HIV-Beratungs- und Testkampagne werden während der Fifa-Weltmeisterschaft Millionen Kondome und HIV-Information verteilt", erklärt Fifa-Sprecherin Delia Fischer. "Fifa und das Organisationskomitee der Fifa-Weltmeisterschaft 2010 unterstützen diese Initiative und begrüßen die Entschlossenheit der südafrikanischen Regierung, HIV-Aids zu bekämpfen."

Man werde die Aidsinitiativen jetzt nicht mehr behindern. "Im Gegenteil. In Unterstützung der bereits erwähnten landesweiten Kampagnen kann die Fifa bestätigen, dass es die Austragungsorte als Hauptorganisatoren der Fifa-Fanfeste ermutigt, sich darüber zu beklagen, dass Südafrika das am schwersten von Aids betroffene Land der Welt ist. Daher die Entscheidung, während der Spiele Aufklärung zu leisten."

Chiedza Chokera ist Journalist in Südafrika.

Die südafrikanischen Aidskampagnen, von kirchlichen Gruppen bis zum Betroffenennetzwerk TAC (Treatment Action Campaign), sind begeistert über diesen Kurswechsel der Fifa. Nicht Millionen Kondome, sondern insgesamt 1,3 Milliarden wollen sie nun im Rahmen der WM kostenlos im ganzen Land verteilen, dazu Aufklärungsmaterial. "Darauf haben wir lange gewartet", sagt ein aufgeregter Mark Heywood, Vizevorsitzender des südafrikanischen Aidsrates SANAC. "HIV verursacht unbeschreibliches Leid und zahlreiche Todesfälle in diesem Fall. Wir sind sehr froh über diese große Gelegenheit, Sport mit Botschaften über HIV-Prävention und gesunden Lebensstil zu verbinden."

71 Millionen Kondome sollen in Stadien verteilt werden. Außerdem eröffnet die Fifa eine zweite Front im Kampf gegen Aids: vom 4. bis 10. Juli soll im Johannesburger Township Alexandra das Festival "Football for Hope" stattfinden, das 32 Delegationen benachteiligter Jugendlicher aus der ganzen Welt zusammenbringt, unter der Devise: Fußball als Initiator sozialer Veränderung. "Es geht um Obdachlosigkeit in Großbritannien, Landminen in Kambodscha, Flüchtlingsintegration in Australien oder eben HIV/Aids in Südafrika", sagt Fischer.

Geplant sind Kulturereignisse, Ideenaustausch, Trainingsworkshops und natürlich ein Fußballturnier. Es ist ja schließlich die Fifa. Offiziell wird dies alles als Teil des südafrikanischen "Nationalen Strategischen Aidsplans 2002-2011" dargestellt und als Maßnahme zur Erfüllung der staatlichen Aidsbekämpfungsziele Südafrikas, dessen Regierung bis vor wenigen Jahren Aids allerdings noch wenig Priorität beimaß.

Rund sechs Millionen der 48 Millionen Südafrikaner tragen den HI-Virus - die höchste Zahl von Infizierten weltweit. Es gibt jeden Tag 1.200 Neuinfektionen und 1.000 Aids-Todesfälle. Über 300.000 Kinder sind durch Aids zu Waisen geworden.

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