Kommentar Kiffender Schwarzenegger: Die Droge als Wille und Vorstellung

"Marihuana ist keine Droge. Es ist ein Blatt" - sagte Arnold Schwarzenegger. Wir ehren ihn als: Kiffer, Philosoph und großen Staatsmann. Warum?

Österreicher und US-Politiker haben etwas gemeinsam: Sie leiden unter der Arroganz des deutschen Bildungsbürgertums und werden von diesem tendenziell unterschätzt. Dabei hat gerade Österreich große geistige Kapazitäten hervorgebracht: Staatsmänner, Musiker und Philosophen. Als gebürtiger Österreicher und Gouverneur von Kalifornien ist Arnold Schwarzenegger von dieser Haltung gleich doppelt betroffen.

"Marihuana ist keine Droge. Es ist ein Blatt", sagte er kürzlich gewohnt lapidar in einem Interview. Gleichzeitig gab er zu, in den Siebzigern das Kraut geraucht zu haben. In der Dokumentation "Pumping Iron" von 1977 wurde er sogar dabei gefilmt. Ist Schwarzenegger jetzt in die Clinton-Falle getappt? Schwarzenegger, ein Kiffer?

Nein. Denn der ehemalige Mister Universum erweist sich als ein virtuoser Meister der klassischen Dialektik in eigener Sache: 1. Arnold Schwarzenegger hat Marihuana geraucht. 2. Marihuana ist keine Droge. 3. Also hat Arnold Schwarzenegger nie Drogen genommen. Schwarzenegger, ein Philosoph?

Solch bestechende Logik traut man dem grobschlächtig wirkenden Kerl gar nicht zu. Und doch beschleicht einen der Verdacht, dass sich Schwarzenegger hier eines teuflisch raffinierten Sophismus' bedient habe. Den Schlüssel hält ein Landsmann in der Hand: "Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache", konstatierte der Philosoph Ludwig Wittgenstein in seinem Spätwerk. Droge bleibt also Droge - und damit basta, möchte man meinen.

Doch Schwarzenegger ist bereits einen Schritt schneller: "Die Aufgabe eines Politikers ist es, das zu tun, was das beste für die Menschen und das Land ist". Deswegen wolle er keinen Politiker verurteilen, der Drogen nimmt, fügte er noch hinzu. Schwarzenegger: großer Staatsmann.

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