Kommentar Wachschutz: Eine Form der Kapitulation

Gewalt an Schulen ist ein Problem der gesamten Gesellschaft. Für Schutz muss deshalb der Staat sorgen und nicht Privatfirmen.

Kaum jemand wird bestreiten, dass es an deutschen Schulen Probleme mit Gewalt gib. Und das ist keineswegs nur in sozialen Brennpunkten wie Berlin-Neukölln, München-Hasenbergl oder Hamburg-Mümmelmannsberg so. Schüler verprügeln Schüler, immer häufiger sogar die Lehrer. Ihre Taten filmen sie manchmal sogar mit ihren Handys, um auf dem Pausenhof damit zu prahlen.

Diese Gewalt kann man nicht ignorieren. Doch die Lösung darf nicht lauten, private Wachschützer an die Schulen zu stellen, wie es jetzt an Berliner Schulen passiert. Denn Gewalt innerhalb der Schulen kann man nicht mit pädagogisch unzulänglich ausgebildeten Sheriffs in den Griff bekommen. Eine Schule ist keine Disco. 200.000 Euro kostet die Wachschutz-Aktion in Berlin-Neuköllns Schulen bis zum nächsten Sommer. Davon hätte der Bezirk auch Sozialarbeiter, Psychologen und Pädagogen einstellen können, die Anti-Aggressionstrainings und Gewaltpräventionskurse anbieten - und so die Probleme angehen, bevor es knallt. Selbst Schulleiter derjenigen Schulen, die jetzt private Wachmänner in ihren Schulen haben, sind überzeugt, dass Sozialarbeiter die bessere Lösung wären. Dafür jedoch gab es kein zusätzliches Geld.

Die politisch Verantwortlichen der Aktion argumentieren dagegen: Das Hauptproblem sei die Gewalt von "Schulfremden", von Schlägern, die von außerhalb kommen. Aber auch hier können private Wachschützer nicht das richtige Mittel sein. Wenn die Gewalt derart eskaliert, das die Lehrer machtlos sind, kann die Antwort nur lauten: Die Polizei rufen. Das unterscheidet den Schulhof nicht von der Straße. Auch Kooperationsverträge mit der Polizei, die es in Berlin an mehr als 100 Schulen gibt, können ein möglicher Weg sein, um Probleme früh zu erkennen - und nicht erst einschreiten zu müssen, wenn es zu spät ist.

Die Sicherheit von Schülern und Lehrern zu gewährleisten, ist Aufgabe des Staates. Schließlich ist Gewalt an Schulen ein Problem der ganzen Gesellschaft. Wer dieses Problem auf private Wachschützer abwälzt, hat den Kampf schon verloren.

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Jahrgang 1979. War bis 2013 in der taz zuständig für die Themen Rechtsextremismus, Terrorismus, Sicherheit und Datenschutz. Wechsel dann ins Investigativressort der Wochenzeitung „Die Zeit“.

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