Kommentar Iran-Israel: Keine Entspannung ohne Demokratie

Dramatisch ist das sich verschiebende Kräfteverhältnis im Nahen Osten. Bei Geburt einer Atommacht Iran würden nicht länger die moderaten islamischen Staaten den Ton angeben.

Vor Euphorie sei gewarnt. Die ersten Kontakte zwischen Iran und Israel könnten auch die letzten auf absehbare Zeit bleiben. Was schade ist, denn warum eigentlich sollte es keine Kontakte geben zwischen zwei Ländern, die nie Krieg gegeneinander geführt haben, die weder sich offene Blutrechnungen präsentieren müssten noch einen Gebietskonflikt auszufechten haben. Dazu kommt, dass die Iraner keine ausgesprochenen Antisemiten sind.

Trotzdem schimpft der Chef in Teheran auf die Zionisten, deren Staat von der Landkarte verschwinden sollte; und umgekehrt fühlt sich Israel durch die iranische Atombombe mehr bedroht als durch alle bisherigen Kriege und den Terror zusammen. Israels Problem ist, dass es sich zu gut als Projektionsfläche im innermuslimischen Machtkampf eignet. Wer am lautesten gegen den Judenstaat wettert, erntet die meisten Punkte.

Die atomar bestückten Raketen, die auf Tel Aviv oder Dimona zielen, sind nicht das einzige Problem, das die Politiker in Jerusalem wieder und wieder einen Präventivschlag ins Auge fassen lässt. Ähnlich dramatisch ist das sich verschiebende Kräfteverhältnis im Nahen Osten. Bei Geburt einer Atommacht Iran würden nicht länger die vergleichsweise moderaten islamischen Staaten den Ton angeben, sondern ein Staat, der einen Großteil seiner ohnehin beschränkten Ressourcen in die Finanzierung von Terrororganisationen außerhalb der eigenen Landesgrenzen fließen lässt.

Das Verhältnis zwischen Israel und Iran wird sich nicht erwärmen, denn das würde den Anfang vom Ende der "Achse des Bösen" bedeuten, wie Ex-US-Präsident George Bush einst den Bogen von Teheran über Syrien zu Hisbollah und Hamas zog. Für eine Entspannung müssten im Iran die Leute das Sagen haben, die heute in den Gefängnissen des Ajatollah-Staates vergewaltigt und hingerichtet werden, weil sie sich Demokratie und Menschenrechte wünschten.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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