Kommentar teurer Atomstrom: Lichtblick schlägt RWE

Die Deutsche Umwelthilfe hat statistisch belegt, dass Atomstrom teurer als Ökostrom ist. Aber wie sollen dann AKW-Laufzeitverlängerungen die Preise noch senken können?

Völlig überraschend kommt die Nachricht nicht. Wer die Strompreise beobachtet, findet seit ein paar Jahren zunehmend Beispiele dafür, dass Atomstrom teurer verkauft wird als Ökostrom. Bislang allerdings waren es nur punktuelle Vergleiche: EnBW-Standardstrom mit viel Atomkraft ist teurer als Ökostrom aus Schönau; der explizite Atommix der RWE ist teurer als Strom von Lichtblick.

Dank der Deutschen Umwelthilfe muss man nun nicht mehr mit Einzelbeispielen argumentieren, sondern kann grundsätzlich festhalten: Hohe Strompreise und ein hoher Atomstromanteil hängen rein statistisch zusammen.

So eindeutig der empirische Zusammenhang ist, so sehr kann man die Ursachen diskutieren. Es scheint schwer vorstellbar, dass Atomstrom aus abgeschriebenen Meilern überdurchschnittlich teuer ist - zumal die Betreiber keine Steuern auf Atombrennstäbe bezahlen und auch durch gedeckelte Versicherungssummen staatlicherseits begünstigt werden. Also muss es andere Gründe für den teureren Atomstrom geben.

Zwei liegen auf der Hand. Erstens: Die Atomstromer kalkulieren mit einer größeren Gewinnmarge als die Ökokonkurrenz. Und zweitens: Die Ökofirmen wirtschaften sparsamer als die ehemaligen Monopolisten - was auch ein Grund dafür sein dürfte, dass die Atomstromer ihre Ökostromprodukte meistens tatsächlich teurer anbieten als den Atommix. Wer mit Ökostrom seine Stromrechnung senken will, der sollte daher die unabhängigen Ökoanbieter wählen.

Wichtiger noch ist jedoch die politische Komponente der neuen Studie: Wer noch immer glaubt, mit Laufzeitverlängerungen die Strompreise für Verbraucher senken zu können, erscheint damit als reichlich naiv. Denn wenn die Atomstromer schon heute die teureren Anbieter sind, warum sollten sie dann künftig billiger werden, wenn man ihnen noch mehr Atomstrom zubilligt?

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