Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Michael Jackson war möglicherweise der größte Künstler, ganz sicher aber die ärmste Sau des Universums.

Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Schlecht - weiß nicht. Traurig - wisst Ihr selbst …

Was wird besser in dieser?

A summer to believe in - I hope.

Dienstag werden die US-Truppen ihren Abzug aus irakischen Städten vollzogen haben. Ein Chance für den Frieden oder für den Krieg?

Man wird es zu Joschka Fischers starken Momenten rechnen, wie er vor dem Irakkrieg durch Konferenzen und Fernsehstudios tingelte mit dem einen Satz: "Sie haben keine Exitstrategie." Die haben sie bis heute nicht, und so musste das Leid so groß werden, dass Exit wichtiger ist als Strategie. Eine Befriedung muss nicht entstehen, wenn Wohlstand gedeiht - ohne Wohlstand wird das Land im Blut versinken. Also ist selbst Steinmeier als possierlicher Reiseleiter für Deutsche Industriedelegationen besser als jeder Soldat, der jetzt käme oder auch geht.

Im Iran demonstrieren immer noch Menschen, wahrscheinlich werden auch immer noch Menschen verhaftet. Aber so genau wissen wir das nicht. Lässt sich der Westen in der Beurteilung der Situation zu sehr von seinen Interessen und Hoffnungen leiten?

Iranische Fundamentalisten mag es verwundern, dass wir uns in den letzen 2.000 Jahren nicht pfeilgerade zu einem Gottesstaat entwickelt haben. Die Drohung, uns zu gottgefälliger Ertüchtigung notfalls nuklear zu bomben, habe ich von dort allerdings noch nicht gehört. Und von dort hört man eigentlich jeden formulierbaren Mumpitz sonst. Umgekehrt mag also einleuchten, dass die ihre Welt nicht als gescheiterten Versuch erleben, so toll zu werden, wir wir längst sind. Wir hätten die Chance, Israel in den Frieden und die Menschenrechte zu bitten, die Militärpräsenz in der Region weiter drastisch abzubauen und Iran zu einem ökonomischen Aufstieg zu verhelfen. Alle anderen Interessen sind keine.

Diese Woche übernimmt Schweden den Ratsvorsitz der Europäischen Union. Wird jetzt alles besser?

Na, Wallander ist doch eh schon so ne Art EU-Kommissar, und Staatskonzern Vattenfall baut Atomkraftwerke, die man duzen und zu Hause zusammenschrauben kann. Die Schweden haben aber auch ne CO2-Steuer und sogar ne Richtlinie, weniger klimagefährdendes Fleisch zu essen (also Kötbullar-Frikadellen oder Knäcke, die nordische Kombination aus Nahrungsmittel und Baustoff). Selbst eine Konservativ-liberal-Zentrums-Regierung wie das aktuelle Kabinett Reinfeldt weist acht Ministerinnen auf, darunter eine in Burundi geborene Gleichstellungsministerin. Schwedens Regierung hat Saab schmerzfrei abrauchen lassen - das hat nun ein halb verrückter Sportwagenzampano gekauft. Viele Schweden mümmeln und lutschen Snus, was zeigt, dass man freiwillig ohne Tabakrauch auskommt. Und Sie saufen wie doof, was zeigt, das Prohibition die Leute nur richtig scharf macht. Bier heißt dort öl, und beim Stichwort Ölkrise zuckt der Nordmann doppelt. Vielleicht sind die nur 9 Millionen Schweden in Design, Musik und Krimischreiben so gut, weil es im Dunkelwinter voll langweilig ist. Spricht dafür, Bayern zu überdachen. Ja, ich freue mich auf das blau-gelbe halbe Jahr.

Die Linke und Lafontaine demonstrieren Einigkeit und fordern eine deutliche Erhöhung des ALG-2-Satzes und einen Mindestlohn von 10 Euro pro Stunde. Unrealistische Forderung oder längst fällige Diskussion?

Ja, wenn man den Gewerkschaften wirklich schaden will, lässt man sie eine Partei gründen. Wenn die den Mindestlohn durchhat, kann man die Gewerkschaften auflösen, Tarifautonomie braucht ja keiner mehr. Das hätte die Rechte so dralldoof nie hinbekommen. Und das Unrecht, dass man aus der Arbeitslosenversicherung rausfliegt nach einem Jahr, wird durch höhere Almosen hinterher nicht geheilt.

Michael Jackson ist tot. Haben Sie Abschiedsworte?

Er wird, neben anderem, als Erfinder des "Comedead" erinnert werden. Was ist schon das bisschen sterben, wenn dadurch endlich das marode Image umkippt und wieder verkauft wird. Künstler mit fortgeschrittenen Krankheiten können jetzt auf Verträge hoffen ("das neue Album - jetzt noch toter als Michael Jackson"). Seine Musik konnte man genial oder anmaßend zusammengestöpselt finden wie, gegen Ende, seinen Körper. Mir verstellte sein tragisches Wesen als missbrauchtes und missbrauchendes Kind den Zugang zum Kulturgenuss, er war möglicherweise der größte Künstler, ganz sicher aber die ärmste Sau des Universums.

Und was macht eigentlich Borussia Dortmund?

Schlug diese Woche vor 20 Jahren Bremen im Pokalfinale. So was wie eine Zeitenscheide wie "vor oder nach Christus".

FRAGEN: RTH

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.