Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

De Maizière ist ein schlichtes Glück und der deutsche Hochadel eine kritische Angelegenheit. Die Woche mit Friedrich Küppersbusch.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Ich sah das Spiel Bayern - Schalke in einer Kölner Bar und guckte nach zwei Minuten erschrocken an mir runter: Ja, doch, ich bins, und ich habe gerade Schalke angefeuert.

Was wird besser in dieser?

Mein tolles neues Hannover-Fan-Trikot!

Karl-Theodor zu Guttenberg spendet einen Teil seines Gehalts den Hinterbliebenen der bei Auslandseinsätzen gefallenen Soldaten. Angeblich will er damit seine große Verbundenheit mit der Truppe demonstrieren. Was will er tatsächlich?

Imagepflege einer beleidigten Laberwurst. Er hat die Soldaten als lebende Schutzschilde missbraucht mit der rhetorischen Figur, Kritik an ihm "beschädigt das Amt und die Bundeswehr".

Was wird nun aus Stephanie zu Guttenberg?

Der verstorbene Historiker Christian Graf Krockow vertrat die durchaus selbstkritische Einschätzung: Eine intakte Elite - und sei es der Adel - hätte sich auch einen Hitler nicht bieten lassen und mehr Stauffenbergs und Schulenburgs gehabt, die solche Verbrecher früher weghauen. Seine Skepsis gegenüber dem deutschen Hochadel nachvollziehe ich jetzt besser.

Am Dienstag findet der 100. Frauentag statt. Ihre Bilanz?

Ich habe immer noch nicht verstanden, warum skandinavische Gesellschaften matriarchalischer, südländische machoesker sind und wir uns geopolitisch mitten durchgendern. Damals erkämpfte die SPD das Frauenwahlrecht, worauf die Frauen mehrheitlich konservativ und reaktionär wählten. Oder Merkel.

SPD-Chef Sigmar Gabriel fordert die Sozialistische Internationale zu Reformen auf. Zu viele Mitglieder lehnen offenbar Demokratie und Menschenrechte ab. Nun droht die SPD auszutreten. Soll sie?

Die gibts ja auch noch! Hammer. Gabriels Hinweis, die SI schließe erst dann verdiente Genossen aus, wenn die zu Hause als grausame Despoten gestürzt worden seien, ist am Beispiel Nordafrika just mehrfach belegt worden. Dabei lobt er den aktuellen Vorsitzenden der 160-Parteien-Organisation, Papandreou , als so integer und allgemein dufte, dass niemand es als Dolchstoß missdeuten kann, wenn dessen Nachfolger dann Siggi Gabriel heißt. Seis drum. Entstünde so eine Instanz, die schneller als machtverflochtene Regierungen Despoten von Demokraten schiede, wäre eine Sozialdemokratische Internationale - wie sie auf europäischer Ebene existiert - eine wichtige Instanz.

FRIEDRICH KÜPPERSBUSCH ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.

Die Kanzlerin hat mit de Maizière und Friedrich zwei solide Politiker berufen. Sie verkörpern jenen Politikertypus, auf dessen Kosten sich zu Guttenberg immer profiliert hat. Alles wieder in Ordnung?

Ein Allparteien-Verteidigungsminister wie de Maiziere ist ein schlichtes Glück. Seine Größe werde ich daran bemessen, ob er eine in der Sache falsche und in der Ausführung desaströse Wehrreform zurückholt. Ein sympathischer Macher, der falsche Politik besser umsetzt, ist kein Gewinn. Friedrich hingegen: Auf den letzten Metern seiner Regierung ernannte Helmut Schmidt mal den Abgeordneten von Herne zum Arbeitsminister. Der Spiegel spottete damals: "Dritte Wahl." In der Richtung ist Merkel jetzt unterwegs.

Gehört der Islam zu Deutschland? Kaum im Amt, widerspricht der neue Innenminister Friedrich von der CSU dem Bundespräsidenten - und irritiert. Guter Auftakt?

Klar war Wulffs Rede ein guter Auftakt! Mein Reden! Friedrich hingegen ist, wie der hochwertige Nachname schon andeutet, ein verspielter LARP-Fan, der sich nach Feierabend die Mittelalterkutte auftut oder den Dreißigjährigen Krieg noch mal umdreht. Die Vergangenheit ist sein Daheim, und wir müssen unseren Hans-Peter behutsam mit der Gegenwart vertraut machen.

Bei der Vorstellung ihrer ARD-Kampagne lächelte Monica Lierhaus nur vom Plakat. Sind 450.000 Euro zu viel für jemanden, der sich für den guten Zweck engagiert?

Immerhin hat das Lamento um Lierhaus ausgereicht, dass nur ein paar solide Medienjournalisten meldeten: In derselben Woche kündigt der MDR für die ARD einen Vertrag mit dem Boxstall Sauerland über 54 Millionen Euro an. Honorar für zwei Jahre Liveübertragung von Versuchen, Leuten so vor den Kopf zu schlagen, dass sie für den Rest ihres Lebens den Lierhaus machen.

Und was machen die Borussen?

Sehr geehrter Herr Hoeneß, das Jürgen-Klopp-Zitat: "Natürlich ist Bayern immer reizvoll. Noch mal, es ist eine Ehre, wenn der FC Bayern über mich nachdenkt", ist von 2008, bevor Ihr Klinsmann holtet. Lange her! Da spielte Bayern noch international! Vergisses. CAK / KIM

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.