Ein Loblied auf das Bier: Geht in Frieden, ihr Nichttrinker

Ohne Bier wäre die Welt ärmer. Es gäbe keinen Punk, Bukowski hätte keine Zeile geschrieben. Und unser Autor wäre unglücklicher. Eine Hymne.

Sei gesegnet, mein Bier, dein Wille geschehe! Bild: mathias the dread/photocase

Weshalb gibt es eigentlich kaum ein Loblied auf das Bier? Immer geht es nur um den Wein. Ja, der Wein, der kann ein guter Tropfen oder gar ein famoser Jahrgang sein. Man serviert ihn zum Essen, den Wein, und reden tut man intellektuell über ihn. Aber genug von diesem elitärem Traubengetränk, denn hier handelt es sich um ein Liebesbekenntnis zum volkstümlichen Bier.

Ach Bier, du schäumend goldenes Getränk aus Hopfen, Malz und Wasser. Was habe ich nicht schon alles mit dir erlebt. Auf einem Schulausflug nach Südtirol nach dem dritten oder vierten Bier jene ersten sexuellen Berührungen mit einem Mädchen, und wie schön es mit Dorothea doch war. Und dann erst all die grandiosen Partys, auf denen wir dich "auf ex" in Unmengen getrunken haben und du uns dafür den Tanz, den Gesang und den Rausch geschenkt hast. In der Bar gibst du mir den nötigen Halt und löst irgendwann in der Nacht vorübergehend all meine Probleme und Ängste. Und zu Hause hilfst du mir sogar über den schlechtesten Sonntagabendkrimi hinweg.

Sei gesegnet, mein Bier, sei gesegnet als kühles Feierabendbier, als kleiner Absacker vor dem Nachhausegehen, als Bier unter Kumpels, als Zungenlöser in der Gemeinschaft, als Fußballbier im tausendfachen Männerchor der Nordtribüne und als Tröster in der Einsamkeit. Ach Bier, danke für all die absurden Kneipengespräche in der Nacht, danke für all die durchzechten Nächte in irgendwelchen aberwitzigen Clubs, danke für das Begehen nahezu jeder Sünde und danke für all deine durchgeknallten Denkfehler des Lebens. Sei gesegnet, du Erfinder des Bieres, sei gesegnet, mein Bier, dein Wille geschehe!

Und überhaupt, was wären die Musik und die Literatur ohne Bier? Punk ist Bier, und Bier ist Punk. Die Ramones, Sex Pistols und Nirvana sind bierberauschte Widerstandskämpfer, und Frank Sinatra, Tom Waits und all die anderen Trinker haben dem Bier auch so einiges zu verdanken. Und dann erst all die großartigen Säufer in der Weltliteratur, von Faulkner, Hemingway und Kerouac bis hin zum "Dirty Old Man" Charles Bukowski. Und sogar schon der klassische Weintrinker Goethe hat einmal geschrieben: "Bestaubt sind unsere Bücher, der Bierkrug macht uns klüger. Das Bier schafft uns Genuss, die Bücher nur Verdruss!"

Und letztens, das war mal wieder so eine großartige Biernacht - da habe ich auf einer Party eine schöne Frau kennengelernt, und dann sind wir noch weiter durch die Stadt gezogen. Dickflockiger Schnee, ihr schönes Lächeln, von Bar zu Bar zogen wir, von Bier zu Bier und zwischendrin als Wegbier noch ein paar Flensburger vom Spätkauf. Die Nacht, die Lichter, ein schneeweißes Wintermärchen in Berlin und wir berauscht vom Bier und unseren Körpern.

Geht in Frieden, all ihr Nichttrinker, denn wer das Bier nicht ehrt, der ist des Rausches nicht wert!

Na dann: prost, salute, skol, na sdarowje und cheers!

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