MS Office bald auch kostenlos im Web: Microsoft passt sich Google an

Microsoft stellt sich Googles Expansion in sein Kerngeschäft entgegen: Die nächste Generation von MS Office soll auch als kostenlose Onlineversion angeboten werden. Die Konzerne werden sich ähnlicher.

Noch offline: Microsoft Office. Bild: ap

NEW ORLEANS taz/dpa/rtr | Microsoft plant im ersten Halbjahr 2010 eine kostenlose Internet-Version seines Goldesels MS Office. Das gab der Konzern auf einer Entwicklerkonferenz in New Orleans bekannt. Mit dem Schritt will die weltgrößte Softwarefirma mit dem Rivalen Google gleichziehen, der seit drei Jahren viele, vor allem junger Nutzer mit kostenlosene Webprogrammen für Büroanwendungen für sich gewinnt.

Damit geht das gegenseitige Kopieren der Geschäftsmodelle von Google und Microsoft einen konsequenten Schritt weiter. Seit drei Jahren dringt Google Stück für Stück in Microsofts Welt vor. Angefangen hat es mit den Google Büroprogrammen "Google Text & Tabellen", vergangenes Jahr brachte Google seinen Browser Google Chrome heraus, vergangene Woche dann kam die Ankündigung für das Betriebssystem Chrome OS – womit Google bis Ende 2010 Microsoft bei seiner Kernkompetenz angreifen will.

Microsoft wiederum verstärkte mit Bing und erheblichen Investitionen seine Bemühungen, Google endlich eine konkurrenzfähige Suchmaschine entgegenzustellen. Und nun soll also – ebenfalls bis 2010 – Microsoft Office anfangen, ins Netz zu wandern.

Damit verwischen sich die Unterschiede der Konzerne: Während Microsoft seine Programme traditionell auf einzelne Computer zuschneidet, sind die Google-Produkte eher webbasiert. Microsoft lebt vom Erlös seiner Programmverkäufe, Google von Werbung. Während Google sich mit seinem Geschäftsmodell sicher fühlt, muss Microsoft fürchten, auf Dauer angesichts der werbefinanzierten Gratis-Alternativen und ihrer Unabhängigkeit vom genutzen Gerät auf seinen Programmen sitzen zu bleiben.

Wie Microsoft am Montag mitteilte, sollen vier Programme zur Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentation und für Notizen im Internet angeboten werden. Vom Erscheinungsbild und der Nutzung sollen die Webversionen den kostenpflichtigen Office-Programmen ähneln, mit denen Microsoft extrem viel Geld verdient hat. Für Geschäftskunden sind zwei weitere Ausführungen fürs Internet geplant.

Damit wird auch klar, wie wichtig Microsofts Suchmaschine Bing in dieser Strategie ist. Denn wenn die Office-Nutzer künftig zur Onlineversion wechseln, benötigt Microsoft eine überzeugende Suchmaschine und weitere Angebote, um seine User zu binden und genügend Werbung einzuspielen. Und nur mit einer Suchmaschine lassen sich die Interessen der User so analysieren, dass Microsoft gegen Googles ausgefeilte Anzeigenvermarktung bestehen kann.

Microsoft hat auf der Entwicklerkonferenz in New Orleans außerdem seine erste Vorschau-Version des Bürosoftware-Pakets Office 2010 veröffentlicht. Sie ist nur für Entwickler gedacht. Auch diese Bezahlversion wird künftig die Möglichkeit eröffnen, übers Netz Daten zu tauschen, sich zu organisieren.

In einer vereinfachten Version könne die Software nun auch auf jedem beliebigen Computer oder Mobiltelefon als Webanwendung genutzt werden. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Microsoft auf seiner Partnerkonferenz in New Orleans auch Einzelheiten zu "Azure" bekannt geben wird, einer Online-Anwendung, die über das Web klassische Funktionen des Betriebssystems und zusätzliche Dienste anbietet.

Der Einsatz von Web-Anwendungen (sogenanntes Cloud Computing) werde in Unternehmen derzeit sehr komplex diskutiert, sagte Microsoft-Manager Robert Helgerth. Die Kunden wollten unter anderem auch aus Sicherheitsgründen längst nicht alles in die "Wolke" stellen.

Unternehmenskunden will Microsoft sein Programm-Paket als Abonnement über seine Online-Dienste und parallel dazu als auf den eigenen Servern zu installierende Software anbieten. Privatkunden könnten über die Windows-Live-Plattform kostenlos die Software nutzen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.