Zugang zum Internet: Deutschland verschläft schnelles Netz

Die Bundesrepublik rühmt sich, beim Breitbandausbau ganz vorne zu sein. Dabei gibt es auf dem Land häufig noch kein DSL. In Städten fehlt es wiederum an High-Speed-Netzen.

DSL? Das gibts nicht überall in Deutschland. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Bundesregierung will den Ausbau schneller Netzzugänge forcieren. Weiße Flecken auf der Landkarte sollen verschwinden, zahlreiche Anreize zwischen direkten Subventionen, Wettbewerbserleichterungen und Versorgungspflicht geschaffen werden. Allein, wenn man sich den Plan genauer ansieht, fühlt man sich an den Anfang des Jahrzehnts zurückversetzt. So sieht etwa die so genannte Basisversorgung vor, dass bis Ende 2010 in allen Kommunen mindestens ein Megabit an Bandbreite zur Verfügung steht. Das mag zum Surfen im Web ausreichen, doch bei Multimedia-Diensten stößt man schnell an enge Grenzen. Immerhin: Klappt der Plan, gibt es bald keinen Ort mehr in Deutschland, wo man nur mit mickriger ISDN-Geschwindigkeit online gehen kann.

Davon gibt es tatsächlich mehr, als allgemein angenommen wird: Besonders auf dem platten Land, wo sich der DSL-Ausbau bislang nicht lohnt, hielten sich Telekom und Co. zurück. Als Alternative blieb da nur mobiles Internet - doch auch hier gilt, dass ungern in bevölkerungsarmen Regionen mit UMTS ausgebaut wird, weil zu wenige Kunden damit funken würden. Im Rahmen der Breitbandinitiative soll nun auf eine dritte Technik gesetzt werden: die so genannte digitale Dividende. Das sind Funkfrequenzen, die bislang für die analoge Fernsehübertragung genutzt wurden und die nun für Mobilfunk verfügbar werden. Da sie in relativ tiefen Frequenzbereichen liegen, müssen dann auch nicht mehr so viele Masten aufgestellt werden, weil die Reichweite deutlich höher ist.

Am anderen Ende des Breitband-Spektrums liegt VDSL. Diese DSL-Nachfolgetechnik erlaubt hier zu Lande maximal 50 Megabit pro Sekunde an Datendurchsatz, mit DSL waren bislang höchstens 16 Megabit möglich. Dass wir noch nicht alle mit VDSL surfen, hat die Deutsche Telekom zu verantworten: Die behielt die Technik seit Start im Jahr 2006 für sich und ließ sich von der Bundesregierung extra ein Gesetz zusammenschrauben, dass dieses eigentlich wettbewerbsfeindliche Vorgehen legalisierte. (Das EU-Verfahren läuft.)

Prompt kam es, wie es kommen musste: VDSL wurde von den Kunden kaum angenommen, weil es anfangs nur in teuren Paketen mit TV-Sendern, Bundesliga und anderem Schnickschnack für 80 Euro und mehr angeboten wurde. Als klar wurde, dass sich VDSL als Telekom-Exklusivprodukt nicht lohnt, begann der Rosa Riese, Verhandlungen mit der Konkurrenz aufzunehmen; inzwischen kann man beim Privatanbieter 1&1 erstmals die schnellen Anschlüsse bestellen, Vodafone soll demnächst folgen, obwohl es da noch Streit um die Tarifierung gibt.

Als Alternative zu VDSL gibt es in Deutschland inzwischen auch Internet über TV-Kabel; es ist in einigen Regionen so gut ausgebaut, dass bis zu 100 Megabit durch die Leitung rauschen könnten. Allerdings hat sich dieser Markt, der beispielsweise in den USA eine enorme Bedeutung neben DSL hat, hier zu Lande recht spät entwickelt. Das hat historische Gründe, da die Kabelnetze anfangs nie vollständig in der Hand einzelner Anbieter waren; so behielten etwa gerne Hausverwaltungsgesellschaften ihren Finger auf den Teilnehmeranschlussleitungen. Das hat die Folge, dass ein Kabel-Internet-Interessent zunächst einmal herausfinden muss, wer für ihn zuständig ist und welches Angebot überhaupt zur Verfügung steht.

Wo Deutschland indes noch kaum punkten kann, ist bei der Glasfasertechnik. Das so genannte "Fiber-to-the-Home" (FTTH), bei dem das schnelle Netz direkt im Haus liegt, ist nur bei einzelnen Stadtnetzbetreibern bekannt. Dabei wäre genau diese Technik notwendig, um ein wirklich zukunftsfähiges Breitband-Internet zu garantieren. Zwar führt die Telekom bei VDSL inzwischen Glasfasern bis in die Straßen zu so genannten Outdoor-DSLAM (die großen Kästen, die inzwischen in Großstädten auftauchen), doch die restliche Leitungsverbindung zum Endkunden läuft ganz traditionell über Kupfer. Zwar ist zu erwarten, dass auch VDSL noch eine Geschwindigkeitsverdoppelung hinbekommen könnte; soll es jedoch ganz schnell gehen, etwa in den Gigabitbereich, wie man ihn aus Asien und Skandinavien bereits kennt, müssten die Glasfasern schon bis ins Haus geführt werden. Hartwig Tauber, Generaldirektor bei der europäischen FTTH-Lobbyorganisation, fürchtet denn auch, dass das Land den Anschluss verlieren könnte. Es fehle deutlich an entsprechenden Initiativen.

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