Erfolgsblog aus den USA: Huffingtons Online-Terminator

Die "Huffington Post" ist der meistverlinkte politische Blog des Internets. Die Online-Zeitung der schillernden Arianna Huffington soll bald profitabel sein - nur die Blogger werden nicht bezahlt.

"Bürgerjournalismus" ist ihr liebstes Schlagwort: Arianna Huffington. Bild: reuters

Auf den Vergleich mit dem Terminator ist Arianna Huffington selbst mal verfallen. T-101, der Kampfroboter aus der Zukunft, der sei doch eigentlich wie ein Online-Medium. Und Sarah Connor, das verängstigte Mädchen aus den Schwarzenegger-Filmen, das sei dann der Print-Journalismus. Erst sehe es so aus, als wolle der Terminator das Mädchen töten. Doch bald (nun ja, im Sequel) entpuppe er sich als ihr Retter. "Heute", schreibt Huffington, "kann man hören, wie das digitale Medium (das aus irgendeinem Grund einen starken österreichischen Akzent hat) zum Printmedium sagt: ,Wenn du leben willst, komm mit mir!'"

Spräche der Terminator in Huffingtons kleiner Parabel mit einem starken griechischen Akzent, so wie die gebürtige Athenerin selbst, es würde ihre Botschaft noch abrunden. Denn dass sie mit ihrer Internetseite The Huffington Post den Weg in die Medienzukunft der USA weist, daran lässt die 57-jährige Bloggerin, Zeitungskolumnistin, TV-Kommentatorin, Politaktivistin, Millionärin und Society-Lady keinen Zweifel. Einen "journalistischen Hybriden" nennt sie die Huffington Post, die "die besten Seiten einer traditionellen gedruckten Zeitung mit dem besten, was das Netz zu bieten hat", vereine. Die HuffPo, wie sie allgemein genannt wird, verlinkt Nachrichten anderer Medien, wobei die Anti-Bush- und Anti- Irakkriegs-Positionen der Herausgeberin die Agenda prägen. Hinzu kommen selbst recherchierte Geschichten aus Politik, Wirtschaft, Entertainment. Vor allem aber versammelt die Huffington Post die schwindelerregende Zahl von inzwischen 1800 Blogs, darunter die von Hollywoodstars wie Alec Baldwin oder Jamie Lee Curtis - und natürlich der von Huffington selbst.

Die HuffPo wurde teils bespöttelt, teils giftig attackiert, als sie im Mai 2005 online ging. Dass die schillernde Medienpersönlichkeit Arianna Huffington - in den Neunzigern spektakulär von einem Ölmillionär und republikanischen Kongressabgeordneten geschieden, der sich hernach als bisexuell outete - dass ausgerechnet diese Dame der Schickeria mit dem erklärten Ziel antrat, ihre Freunde aus dem liberalen Ost- und Westküstenestablishment zum Bloggen zu bringen, das führte zu Abwehrreflexen. Sie gebe nur Menschen eine Stimme, die eh schon ständig zu Wort kämen, wurde sie von links wie von rechts kritisiert. Inzwischen ist die HuffPo zum am häufigsten verlinkten politischen Blog des Internets geworden. Promis spielen dabei längst nicht mehr die Hauptrolle. Huffington hat es geschafft einen linken Gegenpol zu konservativen Webseiten wie dem Drudge Report zu etablieren. Time zählte sie darum 2006 zu den 100 einflussreichsten Personen der Welt.

Die Begeisterung und Ernsthaftigkeit, mit der Arianna Huffington ihr Projekt angegangen ist, zahlt sich aus, ebenso wie ihre Experimentierfreude mit dem neuen Medium. "Bürgerjournalismus" ist eines ihrer liebsten Schlagworte, um Journalismus und Blogosphäre zusammenzuführen. Sie arbeitet emsig daran, das publizistische Gewicht der HuffPo als vollwertige Online- Zeitung auszubauen. Dabei profitiert sie von der in den USA mittlerweile großen Durchlässigkeit zwischen klassischen Medien und dem Online-Bereich. Ein gestandener Reporter wie Thomas Edsall, der 25 Jahre bei der Washington Post war, schreibt nun als politischer Redakteur der HuffPo. Und im Oktober verließ Betsy Morgan eine gut bezahlte Stelle als General Manager von CBSNews.com, um die Geschäfte der HuffPo zu führen. Mehr als 40 Personen arbeiten Vollzeit für das Unternehmen, dass ab nächstem Jahr Profite aus dem Anzeigenverkauf abwerfen soll.

Wie Arianna Huffington, die vor nicht mal zehn Jahren noch eine stramme Republikanerin war, diese Gewinne erwirtschaften will, wirft aber auch Fragen auf. Zwar gibt die HuffPo den derzeit streikenden Hollywood-Autoren viel Raum für ihre Klagen über die knausrigen Studiobosse, aber gleichzeitig werden die vielen hundert Blogger, die die Basis für den Erfolg der HuffPo bilden, für ihre Veröffentlichungen überhaupt nicht bezahlt "Das ist nicht unser Finanzmodell", hat Mitgründer Kenneth Lerer, ein ehemaliger Spitzenmanager von AOL Time Warner, entwaffnend offen bekannt. Macht das Arianna Huffington zur "Räuberbaronin", wie der Autor Gary Dretzka meint? Oder brauchen die HuffPo-Blogger kein Geld, weil sie woanders gut verdienen, wie einer von ihnen, der Journalist Blake Fleetwood, kontert? Welche finanziellen Regeln gelten in den hybriden Medien der Zukunft? Vorerst stellt Huffington eine Lösung nach Dinner-Party- Art in Aussicht: Eine Spende an eine Wohltätigkeitsorganisation nach Wahl des Bloggers, das könne sie sich eines Tages wohl vorstellen.

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