Peter Garretts Wandel zum Politiker: "Midnight Oil"-Sänger wird Minister

Einst besang Peter Garrett die Umweltprobleme. Dann leitete er eine Naturschutzorganisation. Nun macht er Kompromisse - und wird Australiens Umweltminister.

"How do we sleep while our beds are burning?" Bild: reuters

Mit dem Lied "Beds are burning" hat Peter Garrett 1987 mit seiner australischen Rockgruppe Midnight Oil einen weltweiten Hit gelandet. Als Leadsänger prägte der heute 54-jährige Garrett wie kein Zweiter das Bild der von ihren Fans "Oils" genannten Gruppe. In ihren Texten spielten Umwelt, soziale Gerechtigkeit und die Rechte der Aborigines eine wichtige Rolle. Jetzt wird der kahlköpfige Garrett Leadsänger im Umweltministerium in Canberra.

Der designierte Premier Kevin Rudd nominierte ihn gestern als Minister für Umwelt, Kulturerbe und Kunst. Allerdings entzog Rudd dem Ministerium die Bereiche Klima und Wasser, für die er erstmals ein eigenes gemeinsames Ressort schuf. Das soll die malaysischstämmige Senatorin Penny Wong leiten. Rudd, Wong und Garrett werden gemeinsam zur UN-Klimakonferenz nach Bali reisen.

Garrett wollte nie nur über Umweltprobleme singen, sondern auch selbst aktiv an deren Lösung arbeiten. So kandidierte er 1984 für die von ihm mitbegründete "Partei für atomare Abrüstung" für den Senat - ohne Erfolg. 1989 bis 1993 und 1998 bis 2004 stand Garrett der Umweltorganisation Australien Conservation Foundation vor. Auch beriet er Greenpeace.

Midnight Oil löste sich 2002 auf, weil Garrett sich anderen Dingen widmen wollte. 2004 schloss er sich der Labor-Partei an, was ihm vor allem Freunde bei den Grünen verübelten. Er kandidierte erfolgreich für den Parlamentssitz des Sydneyer-Wahlkreises Kingsford Smith, zu dem der internationale Flughafen gehört. Für die taz schrieb Garrett 2006 für das Journal "Es ist Liebe" zur Fußball-Weltmeisterschaft. Darin beschrieb er seine Sicht auf Fußball in Down Under.

Als sozialdemokratischer Abgeordneter, der 2006 "Schattenminister für Umwelt" wurde, hat der Vater dreier Kinder einen sehr realpolitischen Kurs eingeschlagen und manche Umweltaktivisten verprellt. So verteidigte er den von Labor abgesegneten Bau einer großen Papier- und Zellstofffabrik in Tasmanien, gegen den Umweltschützer Sturm laufen. Einen Labor-Schwenk vollzog Peter Garrett auch im Streit um die Entsorgung australischen Giftmülls in Deutschland.

An der Botany Bay in seinem Wahlkreis lagern seit Jahren 60.000 Fässer hochgiftiger Hexachlorbenzol-(HCB)-haltiger Abfälle. Weil Australien keine entsprechende Verbrennungsanlage hat, plante die bisherige konservative Regierung die Entsorgung in Deutschland. Lang war die Labor-Partei dagegen, doch im April trug Garrett den Kurswechsel mit und sagte: "Es gibt keine realistische bessere Alternative." Da Berlin den Import nicht genehmigte, wird er den Müll jetzt woanders entsorgen müssen.

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