Senderechte Olympia: Auch das Erste muss werben

Auch die ARD muss eine vom IOC gelieferte Doku senden. Die zeigt Peking 2008 ganz von der Schokoladenseite.

Nicht nur Maskottchen, auch die Öffentlich-Rechtlichen müssen für Olympia werben. Bild: dpa

Üblicherweise sollte man davon ausgehen, dass die öffentlichen-rechtlichen Sender über ihr Programm selbst bestimmen. Denkste! Jedenfalls dann, wenn es um eine mächtige Truppe von Sportfunktionären namens IOC geht: Nach dem ZDF muss nun auch die ARD die umstrittene Doku "Beijing 2008: Opening the Gates to the East" senden, die eine IOC-Auftragsproduktion ist. Sie läuft heute Abend ab 22.15 Uhr leicht gekürzt unter dem Titel "Peking - eine Stadt im Wandel durch Olympia" im ARD-Digitalkanal EinsFestival.

In Schweden, wo die Reportage schon vorige Woche lief, war von einem Propagandafilm die Rede, das Sveriges Television SVT distanzierte sich. Auch die ARD schreibt nun in ihrer Vorankündigung - wenn auch erst im hinteren Teil: "Die Dokumentation von Andrew Scott zeigt ein uneingeschränkt positives Bild der bisherigen Entwicklungen. (…) Der Film ist eine Auftragsproduktion des IOC, die von der ARD im Rahmen der gesamten Berichterstattung über die Olympischen Spiele auf EinsFestival gezeigt wird." Das ZDF hatte den Film bereits gestern nacht gezeigt - versteckt im Digitalkanal zdf.doku.

Grundlage für den der Programmautonomie widersprechenden Sendezwang ist das "Television Agreement" des IOC mit dem öffentlichen-rechtlichen Dachverband European Broadcasting Union (EBU) "for the Games of the XXIX Olympiad - Beijing 2008". Im auf den 13. 7. 2007 datierten englischsprachigen Text heißt es unter anderem: "Die EBU erkennt an, dass das IOC diesem Vertrag auch beitritt, weil die EBU der Olympischen Bewegung Raum für Selbstdarstellung (,promotional value') gibt." Konsequenterweise "muss die EBU ihre Mitglieder" anhalten, "in ihrem Programm in den drei Monaten vor Beginn der Spiele ein 52-minütigen Beitrag über das IOC, die Spiele und andere die Olympische Bewegung betreffende Themen zu senden." Dieser Beitrag werde "vom IOC in primetimefähiger Qualität" produziert und solle möglichst auch zur Hauptsendezeit laufen. Kürzungen auf bis zu 26 Minuten sind dabei zulässig.

Daneben soll die EBU "ihre Mitglieder ermutigen, das Möglichste zu tun, um in ihre Programme ein ,public service announcement' einzufügen, dass der EBU vom IOC zur Verfügung gestellt wird". Diese Spots - die bereits bei ARD wie ZDF laufen - sollen "mindestens" nach folgendem Schema gezeigt werden: "Regelmäßig" im Jahr vor den Spielen; "in den drei Monaten unmittelbar vor den Spielen zweimal wöchentlich, bevorzugt in der Primetime"; und während Olympia "zweimal am Tag".

Toller Vertrag. Vielleicht nehmen sich andere Sportverbände wie die Deutsche Fußballliga bei ihren Verhandlungen ja ein Beispiel dran.

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