Springer-Hauptversammlung: Häppchenweise Kritik

Bei der Hauptversammlung der Axel Springer AG kritisierten Aktionäre die PIN-Pleite. Die Belegschaft der "Ostsee-Zeitung" verteilte Flugblätter gegen die geplante Auslagerung des überregionalen Teils.

Musste sich vor allem für die PIN-Pleite rechtfertigen: Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner Bild: dpa

Vor den Häppchen gab es für die Springer-Aktionäre lecker Flugblätter. Denn die überregionalen Seiten der Rostocker Ostsee-Zeitung sollen von Mai an von einer ausgegliederten Gesellschaft im Haus des Schwesterblatts Lübecker Nachrichten produziert werden (taz von gestern). Sounds like Sachzwang, obwohl es einfach nur verlegerische Mode ist. Die Belegschaft der Ostsee-Zeitung jedenfalls protestierte, sachte von Männern in schwarzen Anzügen gehindert, vor der Hauptversammlung mit Flugblättern.

Sie fordert, die Pläne zu überdenken und eine "faire Kooperation zwischen Lübeck und Rostock" anzustreben - etwa an einem Ort die Politikseiten, an einem anderen die Service-Redaktion anzusiedeln. In dieser Frage habe es aber in der Hauptversammlung erwartungsgemäß "kein Einlenken" der Springer-Chefs gegeben, hieß es aus dem Betriebsrat; die vorgebrachten Argumente seien weitgehend "charmant übergangen" worden.

Meistdiskutiertes Thema bei der Hauptversammlung war jedoch die PIN-Pleite. Harsch kritisierten Kleinaktionäre, die 26,2 Prozent am Unternehmen halten, dass Springer für die Mehrheit an der aus mehr als 100 Einzelunternehmen bestehenden PIN-Gruppe 510 Millionen Euro bezahlt hatte. Das Springer-Argument für die Pleite - die Einführung des Post-Mindestlohns - zweifelten diverse Aktionärsvertreter an. PIN hätte im Verbund einfach keine schwarzen Zahlen geschrieben, und wichtige PIN-Kunden - etwa Vodafone - seien zum Zeitpunkt der Mehrheitsübernahme bereits auf dem Absprung zu anderen Zustellfirmen gewesen. Die Vorwürfe auf einen Nenner gebracht: unzureichende Prüfung und, wie der Kleinaktionär und Unternehmensberater Michael Hasenkamp kritisierte, "mangelnde Sorgfalt" und "eklatante Fehler" bei der Abwicklung des Geschäfts.

Noch einmal musste Vorstandschef Mathias Döpfner sich also für PIN rechtfertigen - und er und der Vorstand taten das. Döpfner blieb in seiner Rede bei der Darstellung, der Mindestlohn sei der ausschlaggebende Faktor für die Pleite gewesen. Man wolle sich - die Lehre daraus - auf Märkte konzentrieren, "die von politischen Entscheidungen unabhängig sind".

Und dann: Häppchen. raa

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