Fernsehsender 3Sat wird 25: Ich sehe was, was du nicht siehst

In die Nische verbanntes Korrektiv fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen: Der Drei-Staaten-Sender 3Sat wird 25 und reüssiert derzeit mit Themen aus Kultur und Wissenschaft.

Feiert 2009 die beste Quote: 3sat-Geschäftsleitungschef Gottfried Langenstein. Bild: dpa

3sat war schon immer ein einziges Experiment. Zum Start vor 25 Jahren werkelten sie noch weitestgehend unbeobachtet im Hinterhof: Gerade einmal 58.000 Familien in den drei Nachbarländern Deutschland, Österreich und der Schweiz waren in der Lage, den neuen Sender zu empfangen - via Satelliteneinspeisung, deshalb: 3sat.

Mehr als diese Experimentierfläche sollte 3sat auch nie sein. Der Exintendant des ZDF, Dieter Stolte, der das Projekt vorantrieb und 3sat auf dem Mainzer Lerchenberg am Stammsitz des Zweiten ansiedelte, gab den neuen Senderchefs deshalb auch prompt mit auf den Weg: "Wenn ihr am Abend mehr als 3 Prozent holt, schalten wir euch ab!"

3sat war schon immer in die Nische verbannt und sollte den beteiligten Sendern bloß keine Marktanteile wegschnappen, neben dem ZDF sind das die ARD, der ORF und die SRG. Schließlich startete zeitgleich auch der erste Privatsender Sat.1 und damit das Zeitalter des Quotenwahns.

Zu einer Kannibalisierung der Hauptprogramme ist es bei dem speziellen Programm nie gekommen, obwohl 3sat als "Vollprogramm mit kulturellem Schwerpunkt" anfangs sogar den populären Leibesübungen große Flächen widmete. Dafür lief montagabends einst ein Magazin, das sogar länger dauerte als das legendäre ZDF-"Sportstudio". Damals konnten sie noch alles tun, was Fernsehmachern Spaß macht. Zumindest solange das Geld reichte, denn damit war 3sat nie üppig bestückt. Vom nächsten Winter an soll der Sender trotzdem auch noch den ZDF-Theaterkanal produzieren, der nach dem Relaunch mit mehr Eigenproduktionen ein junges kulturinteressiertes Publikum ansprechen soll.

Inzwischen hat 3sat mit der Kultur und der Wissenschaft zumindest für den Moment sein Profil gefunden. Die Qualität des Senders zeigt sich vor allem an Werktagen zwischen 18.30 und 20 Uhr. Dann bilden das 30-minütige "Nano" und die 40-minütige "Kulturzeit" einen Block um die durchgeschaltete "heute"-Sendung. Die schalten findige Zuschauer lieber auf 3sat ein als im Zweiten, weil hier das Wetter ohne lästigen Werbeblock folgt.

Allein diese gebündelte Aktualität, die das Geschehen in Deutschland und der Welt aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und Zuschauer ohne die fernsehübliche Verkürzung mit Hintergründen versorgt, verleihen 3sat den Glanz des Wertvollen. Da ist der vielbeschworene "public value", der auf den übrigen Kanälen von ARD und ZDF oft zu kurz kommt. 3sat ist eben auch ein ständiges Korrektiv.

Pünktlich zum Jubiläum zeigt sich übrigens, dass 3sat beim Zuschauer mit dieser Mischung durchaus ankommt. Mit einem Marktanteil von 1,1 Prozent feiert der Sender neben seinem Geburtstag die beste Quote überhaupt - und das zu Recht: Bei 3sat kommt dieser kleine Erfolg, ohne dass der Boulevard und das Seichte in die Sendungen einzogen.

Natürlich leidet 3sat darunter, dass das Programm vor allem vor- und nachmittags sowie an Wochenenden vieles von dem wiederholen muss, was seine Mutteranstalten so verzapfen. Die routinierte Einspielung der seit Jahren elend dahinsiechenden "ZDF.reportage" etwa steht dem Sender gar nicht gut und erzählt diesmal "von Hausmeistern in der Berliner Platte".

Zum Glück leistet sich 3sat auch über das Vorabendprogramm hinaus viel Außergewöhnliches. Das konsequente Engagement für Kleinkunst und den filmischen Nachwuchs kann gar nicht genug gewürdigt werden. Und da sind auch noch Formate wie "Scobel", dessen Moderator Gert Scobel, zunächst nur eins von vielen Gesichtern der "Kulturzeit", zum Aushängeschild des gesamten Programms geworden ist. Scobel schafft es, in seinen Sendungen Wissenschaft und Kultur zusammenzuführen. "Scobel" ist damit das Hochamt des Programms. Und weil das Publikum Scobel mag, hat 3sat mit ihm noch viel vor: Im nächsten Jahr soll er noch einen Philosophieschwerpunkt aufbauen.

Los gehts mit einer mächtigen Themenwoche im März, in der 3sat fragen wird, was denn eigentlich der Sinn des Lebens ist.

Mit Wissenschaft, Kultur und Philosophie könnte 3sat sein Profil gefunden haben. Der in Zeitungen Feuilleton genannte Mix dürfte dem Sender guttun. Und der 3-Prozent-Hürde wird 3sat mit dieser Ausrichtung auch nicht wirklich nahekommen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.