Sinkender Umsatz bei Springer-Verlag: Krise? Bei uns doch nicht

Der Springer Verlag macht weniger Gewinn - und freut sich, dass es der Konkurrenz schlechter geht. Die Managerboni steigen dagegen.

Schlimmer Einbruch beim Werbemarkt in Osteuropa: Springer-Vorstandschef Döpfner verkündet die Bilanz. Bild: dpa

Schadenfreude im Axel-Springer-Haus: Dem gleichnamigen Verlag ging es im Finanzkrisenjahr 2009 nicht so schlecht wie den Konkurrenten. "Kennen Sie ein vergleichbares Medienunternehmen, das so erfolgreich durch die Krise gesteuert ist?", fragte Vorstandschef Mathias Döpfner rhetorisch. "Mein Job hat mir jedenfalls noch nie so viel Spaß gemacht."

Dafür gibt es eigentlich keinen Grund, denn der Umsatz von Axel Springer ist 2009 gesunken, der Gewinn sogar um 40 Prozent auf etwa 153 Millionen Euro. Trotzdem sollen davon etwa 131 Millionen Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden - wie im vergangenen Jahr mit einer Rekorddividende von 4,40 Euro pro Aktie. Die Springer-Manager trösten sich unterdessen mit dem Vorsprung vor den Konkurrenten: Während der nächstgrößte Wettbewerber 2008 noch ein Drittel weniger aus der Werbung verdiente, ist es inzwischen fast die Hälfte.

Auch bei den Werbeerlösen gibt es eigentlich wenig Grund zum Trost. Bei den heimischen Zeitungen verdiente der Springer ein Zehntel weniger, bei Zeitschriften sogar ein Fünftel. Nur die Bild konnte ihre Werbeeinnahmen annähernd stabil halten. Noch schlimmer brach der Werbemarkt im Ausland ein, besonders in Osteuropa. Dort verloren Springer-Zeitungen und -Zeitschriften mehr als ein Drittel ihrer Einnahmen. Allein mit Onlineportalen wie Immonet oder Idealo verdiente Axel Springer etwas mehr Geld als 2008. Bild.de soll inzwischen mehr Nutzer haben als Spiegel Online, wobei das laut Döpfner nicht an den "barbusigen jungen Frauen", sondern an dem "Qualitätsjournalismus" liegen soll.

Döpfner ließ sich trotz der Zahlen nicht aus der Ruhe bringen: "Wir haben keine Schulden und können uns jederzeit anderthalb Milliarden Euro leihen - Schicksalsschläge sehen anders aus." Laut Finanzvorstand Lothar Lanz war "Kostendisziplin" in allen Bereichen von enormer Bedeutung gewesen. Obwohl mehr Menschen für den Axel Springer Verlag arbeiteten, sanken die Personalkosten. Seltsamerweise scheint der Vorstand nicht zu "allen Bereichen" zu gehören: Ihm wurden 17,7 Millionen Euro gezahlt - und damit etwa 35 Prozent mehr als im Jahr zuvor. "Damit wurde die gute Stellung des Konzerns im Krisenjahr anerkannt", sagte Döpfner.

Im kommenden Jahr will Döpfner mindestens genauso viel umsetzen - und setzt dabei vor allem auf die digitalen Projekte des Unternehmens, die bereits in diesem Jahr als Einzige ihre Erlöse erhöhten. Einerseits sollen Angebote für Tablet-PCs - wie etwa das iPad - entwickelt werden und bald auf den Markt kommen. Die Erfahrungen mit internetfähigen Handys wie dem iPhone Ende des vergangenen Jahres seien "ermutigend" gewesen. Andererseits will der Verlag weiter auf seine eingeschlagene Paid-Content-Strategie setzen und Geld für Inhalte im Internet verlangen. Entsprechende Bezahlmodelle beim Hamburger Abendblatt und der Berliner Morgenpost hätten zwar zu Nutzerverlusten geführt, laut Döpfner sollen sich aber "überraschend viele" Nutzer bereit gezeigt haben, für Artikel zu bezahlen.

"Es wird eine Schicksalsfrage für unsere Branche sein, ob es gelingt, ein dauerhaft tragfähiges Geschäftsmodell für den Qualitätsjournalismus in der digitalen Welt zu etablieren", so Döpfner. Schon in diesem Jahr soll Geld von digitalen Angeboten deshalb Rückgänge bei den Springer-Druckzeitungen kompensieren - denn 2010 rechnet der Verlag mit weiteren Auflagenverlusten.

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