Der Präsident bei Jay Leno: Obama kaut ein Kaugummi

Ein paar Witze und eine lange ernste Botschaft. Obama versteht es, beim Late-Night-Talker aufzutreten. Das wagte bislang kein amtierender Präsident vor ihm.

Hatte offenbar Spaß: Barack Obama bei Late-Night-Talker Jay Leno. Bild: reuters

LOS ANGELES taz/dpa/afp Würde Angela Merkel zu Harald Schmidt und Oliver Pocher in die Late-Night-Show kommen? Bislang jedenfalls nicht. Für Barack Obama wäre das selbstverständlich. Mit seinem Auftritt beim populären Night-Talker Jay Leno am Donnerstagabend beweist er einmal mehr, dass er keine Berührungsängste gegenüber neueren Medien oder Formaten hat.

Und so besuchte er als erster amtierender Präsident der USA eine Late-Night-Show. Klar, dass da konservative Kritik nicht ausblieb: Der republikanische Senator Jon Kyl monierte, der Präsident solle lieber in Washington die volle Verantwortung für die Vorgänge bei AIG übernehmen als bei Leno aufzutreten. Obama reagierte später vor Journalisten mit dem Satz: "Wenn Du Präsident bist, musst Du gleichzeitig spazieren gehen können und Kaugummi kauen".

Und Obama kann Kaugummi kauen: Auf Fragen wie, "Wie ist es in der Airforce One zu fliegen?" antwortete er den Regeln der Show gerecht "Ganz schön cool - besonders, dass sie einem dieses Sakko geben mit dem [Präsidenten]-Siegel drauf". Allerdings seien seine Töchter nicht so beeindruckt.

Obama machte Witze über den Secret Service und sein mangelndes Talent für Bowling. Als Leno fragte, ob er glaube, dass die Leute absichtlich gegen ihn im Basketball verlören, meinte Obama, "ich kann mir nicht vorstellen, warum sie ein Spiel hinwerfen sollten, außer vielleicht wegen der vielen Secret Service Leute mit Waffen".

Weiter erzählte Obama, er habe ein Talent, das den Sportlern der "Special Olympics oder so ähnlich" entspreche. Ein Witz im übrigen, der zeigt, wie riskant es sein kann, als Präsident Witze zu machen. Denn kurz nach der Sendung sah sich Obamas Sprecher gezwungen, diesen Scherz gleich einzuordnen mit dem Hinweis, der Präsident habe eine "Bemerkung aus dem Stehgreif" gemacht - und es liege ihm fern, sich über die Special Olympics lustig zu machen.

In der Show redete Obama natürlich auch über den neuen Hund, der seinen beiden Töchter versprochen wurde. Die Familie habe sich endgültig entschieden, welche Rasse das Tier haben solle. "Ich denke die Mädchen werden viel Spaß mit ihm haben." Um dann zu erklären, auch für ihn sei das Tier wichtig, denn: "Man sagt, wenn du in Washington einen Freund haben willst, besorg dir einen Hund."

Ein Besuch in Lenos Sendung zählt praktisch zum Pflichtprogramm von US-Präsidentschaftskandidaten, auch Obama war im Wahlkampf dort. Amtierende Präsidenten mieden diese Shows bislang aber, um sich nicht dem Vorwurf der Unseriösität auszusetzen.

Aber Barack Obama wäre nicht der Medienprofi, der er ist, hätte er seinen Auftritt nicht genutzt, um auch ernste Botschaften loszuwerden. Und tatsächlich verwendete er die meiste Zeit auf ernste Themen. Vor allem nutzte er die Gelegenheit, ganz populistisch die Gier von Spitzenmanagern am Beispiel AIG anzuprangen. Er sei "fassungslos" gewesen, als er von den enormen Bonuszahlungen an die Manager des angeschlagenen Versicherungsriesen AIG gehört habe.

Es sei ihm unverständlich, wie Manager "verschwenderische" Boni akzeptieren könnten, wenn ihr Unternehmen wie die AIG vom Staat 170 Milliarden Dollar zum Überleben erhalten habe. Amerika müsse sich wieder seiner moralischen Grundwerte besinnen, sagte Obama. "Die Leute müssen wieder wissen: genug ist genug."

Als "kleines schmutziges Geheimnis" nannte er die Tatsache, dass die hoch riskanten und spekulativen Geschäfte in der Finanzwirtschaft, die Amerika letztendlich in die schwere Krise getrieben haben, "völlig legal" gewesen seien. Es seien Gesetze notwendig, die den US-Bürger vor unseriösen Krediten schützten.

Wie erfolgreich der Abend für Obama gewesen sein muss, wurde nicht nur an seinem Empfang durch das Publikum deutlich, der nur mit dem für einen Rockstar vergleichbar war.

Auch sein Gastgeber machte keinen Hehl aus seinen Gefühlen: Jay Leno sprach überschwänglich von "einer der besten Nächte meines Lebens". Und das Präsidententeam kann sicher sein, ganz lässig eine Klientel erreicht zu haben, an die andere Politiker nur schwer herankommen.

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