Satire-Rückblick im Zweiten: 2009 – war da was?

Warum stundenlang fernsehen, wenn es auch in 30 Minuten geht: Der "satirische Jahresrückblick 2009 " (Dienstag, 23.50 Uhr, ZDF).

Auch Claus Klebers neues heute-Studio ist in der Satiresendung zu sehen. Bild: ap

BERLIN taz | Ratatazong! Im Schweinsgalopp hetzen Werner Doyé und Andreas Wiemers, die Satire-Beauftragten von "Frontal 21", durch ihren halbstündigen satirischen Jahresrückblick. In den Hauptrollen: die neue Bundesregierung, die Schweinegrippe, die Mitarbeiterüberwachung von Bahn & Co, Wahlkampfparolen (WUMS!), Abwrackprämie, Staatsschulden, SPD-Krise, Dieter Althaus - und immer wieder Angela Merkel.

Der Fokus liegt also klar auf der Innenpolitik, auf Kultur- oder Sportthemen (Klinsmann-Rausschmiss? Michael Jackson tot? War da was?) wurde verzichtet. Auf Einlassungen zu 20 Jahren Mauerfall übrigens auch, ein Segen.

Nicht nur die Themen sind zahlreich, auch die Ideen. Mit viel Liebe zum Detail werden Playmobilfiguren animiert, Fotocollagen zusammengestöpselt oder mit Textmarkern ins Bild gekritzelt, es gibt es den Horst-Köhler-Satzbau-Zufallsgenerator, und Kinderdarsteller sprechen Zitate von Gabriel, zu Guttenberg und Kristina Köhler nach.

Und wenn Doyé und Wiemers mal nichts Spezielles einfällt, bleiben ihnen immer noch die Genre-Standards: ein süffisanter Sprecherstil, Bild-Text-Scheren mit markantem Archivmaterial und lustige Politikerzitate (Trittin: "Wenn der Mond ein Käse ist, dann würde er tropfen"), dazu Boing- und Floing-Geräusche und die übliche Musik, von "Forrest Gump" über die "Muppet-Show" bis zum "Rosaroten Panther". Bloß auf die unvermeidliche "Sendung mit der Maus"-Persiflage hätte man auch mal verzichten können - haben wir 2009 oder 2001?

Das Pointen-Streufeuer bringt indes gleichermaßen Rohrkrepierer und Volltreffer mit sich, aber nach einem etwas bemühten Start grooven sich Doyé und Wiemers, die als kleine Strichmännchen selbst immer mal wieder in den Archivbildern rumhampeln, gut ein. Und zeigen, dass das ZDF auch über sich selbst lachen kann: Die Verschwendung von Gebührengeldern ist genauso Thema wie das 30 Millionen Euro schwere neue "heute"-Studio, "selbstgebaut, nur mit etwas Tapete und zehn Eimern grüner Farbe, für unter 100 Euro". Bloß der Skandal um Nikolaus Brender fehlt - aber der war ja auch wirklich nicht zum Lachen.

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