Merkel besucht Kirchentag: Spart die Hoffnung

Vor tausenden Christen kündigt Angela Merkel rigide Sparmaßnahmen der Regierung an und singt ein Loblied auf das Christentum. Die Mischung stimmt, die Menschen jubeln.

Merkel: Die Regierung gebe schon jetzt mehr Geld aus als sie habe. Bild: reuters

MÜNCHEN taz | Am stärksten ist der Applaus, als Angela Merkel über den Missbrauch von Sozialleistungen schimpft. Die Bundeskanzlerin ist beim Kirchentag. Vor tausenden von Christinnen und Christen kündigt sie weitere Sparmaßnahmen der Bundesregierung an. Und alle klatschen.

„Deutschland hat viele Jahre über seine Verhältnisse gelebt“, sagt Angela Merkel (CDU) bei ihrem Vortrag auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag in München. „Wir werden uns in den nächsten Jahren fragen müssen: Wo können wir sparen? Und dabei wird der soziale Zusammenhalt unserer Gesellschaft wieder auf die Probe gestellt werden.“

Die Regierung gebe schon jetzt mehr Geld aus als sie habe. „Subventionen und vieles andere mehr, auch vielleicht Programme, die uns liebgeworden sind, werden wir überprüfen müssen.“ Auch werde die Regierung solche Programme überprüfen, die Menschen in Arbeit bringen sollten. Die deutsche Gesellschaft könne nur denen helfen, die Hilfe brauchten, sagte Merkel. Wer hingegen aus eigener Kraft zu Stärke finden könne, müsse sich auch selber helfen. Dafür erntete die Bundeskanzlerin den größten Applaus von den evangelischen und katholischen Gläubigen.

Im Hinblick auf die weltweite Finanzmarktkrise forderte Merkel eine strengere Regulierung der globalen Märkte ein. Dies könne aber nur im internationalen Zusammenspiel gelöst werden. Bezogen auf Deutschland sagte sie: „Die Bänker, ihre Gewinne und ihre Boni müssen stärker rangenommen werden als das bislang der Fall ist.“

Bezogen auf die Äußerungen des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch sagte sie: „Was ich hundertprozentig zusichere, ist das unser Aufbauprogramm für die frühkindliche Bildung so kommen wird, wie wir es beschlossen haben.“ Koch hatte nach der verlorenen Wahl in Nordrhein-Westfalen gefordert, auch bei Ausgaben für Bildung und Familie zu sparen. Merkel betonte hingegen, Bildung, Forschung und die Betreuung von Kindern seien Zukunftsthemen ihrer Regierung.

Daneben streichelte sie das christliche Wohlbefinden der Anwesenden: „Eine der wichtigsten Voraussetzungen unserer Gesellschaft ist das Christentum“, sagte Merkel bei dem Christentreffen. Freiheit bedeute, die von Gott gegeben Freiheit bekommen zu haben. „Aus dem Christentum ergibt sich unser Bild des Menschen.“ Am Ende gab es stehenden Applaus. Amen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.