Verbrechen mit Fake-Profil: Lebenslang für Facebook-Mörder
Peter Chapman gab sich auf Facebook als Teenager aus und lockte so eine 17-Jährige in eine tödliche Falle. In Großbritannien wird nun nach Online-Einschränkungen für Sexualstraftäter gerufen.
Lebenslänglich. So lautete am Montag das Urteil für Peter Chapman, der zugab, eine 17-jährige im Landkreis Durham verschleppt, vergewaltigt und ermordet zu haben. Chapman war schon 1996 wegen zweifacher Vergewaltigung zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Was die britische Öffentlichkeit besonders aufwühlt: Sein Opfer lockte der 33-jährige mit einem gefakten Profil im sozialen Netzwerk Facebook an. Das Vorgehen Chapmans sorgt daher für heftige Diskussionen darüber, in welchem Maße Online-Aktivitäten von vorbestraften Sexualtätern überwacht werden sollten.
Chapman hatte auf Facebook vorgegeben, 19 Jahre alt zu sein. Dazu nutzte er das Foto eines erkennbar jüngeren, gut aussehenden Mannes. Sein späteres Opfer, die Schülerin Ashleigh H., konnte er erfolgreich dazu einladen, sich auf seiner Seite als Freund zu registrieren. Schließlich überredete er sie zu einem Treffen und kündigte per Mail an, sein Vater würde sie von zu Hause abholen. Nachdem sie in Chapmans Wagen eingestiegen war, fuhr er mit ihr zu einem Rastplatz, wo das Verbrechen geschah.
Richter Peter Fox verhängte die Höchststrafe und fügte hinzu, dass die Mindeshaftdauer 35 Jahre betragen müsse. Während der Urteilsverkündung sagte er, Chapman stelle für junge Frauen eine große Gefahr dar, weshalb der Zeitpunkt seiner Freilassung noch nicht abzusehen sei. "Dies war eine üble Tat, die sehr sorgfältig und detailliert geplant wurde, um das Opfer in die Falle locken zu können."
Polizeibeamte hatten während des Prozesses geäußert, dass Chapman womöglich für eine Reihe weiterer, bisher ungelöster Sexualverbrechen verantwortlich sein könnte. Da er in der Kartei für Sittlichkeitsverbrechen registriert war, musste er jeden Wohnortwechsel bei der Polizei melden. Dieser Verpflichtung war er nicht mehr nachgekommen. Die zuständige Polizeistelle in Merseyside musste zugeben, ab September 2008 keinerlei Kontakt mehr zu Chapman gehabt zu haben. Weil sie schließlich im September 2009 - nur einen Monat vor dem Verbrechen an Ashleigh H. - eine landesweite Fahndung herausgegeben hatte, wurde Chapman von der Polizei in Durham aufgegriffen. Ihr gegenüber gestand er die Ermordung der 17-jährigen.
In der britischen Öffentlichkeit wird sich nun die Frage gestellt, wie es Chapman möglich war, zur Suche nach Opfern für ein noch viel schlimmeres Verbrechen als die vorangegangenen so einfach das Internet zu nutzen. Allen voran kritisierte die Mutter von Ashleigh H. den Mangel an Online-Einschränkungen für den Mörder ihrer Tochter: "Dieser Mensch hätte im Netz markiert werden müssen."
Der britischen Tageszeitung Independent sagte Donald Findlater von der Lucy Faithfull Foundation, einer Kinderschutzorganisation: "Es sollte ernsthaft überlegt werden, wie man den Alltag der Menschen, die solch schwere Straftaten begangen haben, besser überwachen könnte - und das sollte auch für ihr Online-Dasein gelten."
Findater wies darauf hin, dass es in den USA üblich sei, E-Mail-Adressen an ehemalige Sexualstraftäter auszugeben, die anzeigten, sollten die Täter versuchen, sich in sozialen Netzwerken anzumelden. Auch wenn dies den Schutz der Privatsphäre berühre: Das Netz könne mit der verfügbaren Technologie besser denn je überwacht werden. Die Polizei ist in der Lage dazu und sollte dies auch tun.
In Großbritannien werden Internet-Restriktionen nur solchen Straftätern auferlegt, die unter Bewährungsauflagen stehen, und auch nur dann, wenn sie das Internet schon zuvor für Straftaten genutzt haben. Chapman wurde 2001 vorzeitig aus der Haft entlassen. 2003 endete die Bewährungsfrist. Für ihn gab es keine Auflagen bei der Nutzung des Netzes.
Zumindest hat das Schicksal von Ashleigh H. die Polizei veranlasst, Jugendliche erneut vor den Gefahren der Nutzung sozialer Netzwerke zu warnen. Der Chef der Polizei von Durham, Andy Roddick, sagte, der Mordprozess gegen Chapman sollte ein Weckruf für Eltern und Internet-Unternehmen sein, sicherzustellen, dass es keine weiteren unschuldigen Opfer geben werde.
Auch ein Facebook-Sprecher äußerte sich: "Dieser Fall dient als schmerzvolle Erinnerung daran, dass alle Internetnutzer extrem vorsichtig sein sollten bei Kontakten zu Leuten, die sie nicht kennen. Wir wiederholen den Rat der Polizei, niemanden zu treffen, dessen Bekanntschaft nur über das Netz gemacht wurde - so lange unklar ist, um wen es sich bei dieser Person handelt. Nichts ist Facebook wichtiger als die Sicherheit der Leute, die unsere Seite nutzen." Ashleigh H. hat diese Versicherung nichts genutzt. OP
Leser*innenkommentare
Feyngeiss
Gast
Der Tenor der Kommentare ist: Nicht der Mörder ist schuld, sondern die Ermordete. Was steigt sie auch zu so einem ins Auto. Und die Eltern hätten auch besser aufpassen müssen. Und Sanktionen gegen den Täter behindern dessen Resozialisierung.
Das ist Bildzeitungsniveau von links. Von links unten, um genau zu sein.
Schon als es in den letzten Tagen um die nachträglich angeordnete Sicherungsverwahrung für einen zur Tatzeit jugendlichen Sexualmörder ging, galt der Hauptgedanke des Titelseitenkommentars der Resozialisierung und nicht dem Opferschutz. Das Gericht hat dankenswerter Weise die Prävention für wichtiger erachtet.
Resozialisierung für Sexualstraftäter findet in Gefängnissen praktisch nicht statt. Das ist bedauerlich, aber so lange das so ist, muss die Prävention Vorrang haben.
Die ultimative Rückfallprävention wäre die Todesstrafe für Kapitalverbrechen. Die ist aus gutem Grunde in zivilisierten Staaten abgeschafft. Im vorliegenden Fall handelte es sich, wie so oft bei derartigen Taten, um einen Wiederholungstäter. Wenn es tatsächlich unumgänglich ist, derartige Risikoträger in Freiheit leben zu lassen, sollten alle sinnvollen Maßnahmen ergriffen werden, um solche Taten zu verhindern. Und wenn dazu massive Einschränkungen z.B. beim Mediengebrauch gehören, ist das durchaus gerechtfertigt.
Natürlich kann ein findiger Mensch viele technische Einschränkungen umgehen. Das ist aber kein Grund, das Risiko mit technischen Maßnahmen nicht wenigstens zu mindern. Und ob es sich bei der Klientel um findige Köpfe handelt, darf bezweifelt werden.
Andi
Gast
Klar, Sexualstraftäter im Netz mit einem rießigen, roten Banner kennzeichnen, damit diese gemieden werden. Wer will denn dann mit denen was zu tun haben, Resozialisierung funktioniert anders.
cosy
Gast
Das sind eben die Risken des Internet, gell?
Es gibt viele neue Möglichkeiten, aber eben auch Gefahren.
Deshalb muß ich Marcel zustimmen: Die Eltern sind gefragt, da aufzuklären und auch zu warnen.
Unsere Eltern haben uns gesagt: Mach nicht die Tür auf, wenn du alleine zuhause bist. Laß dich auf der Straße nicht von Fremden ansprechen etc.
Liebe Eltern: Ich würde vorschlagen, diese Liste mal zu aktualisieren.
quame
Gast
Das ist Panikmache die man eigentlich von der Bild gewohnt ist.
Hier geht es doch nur darum den Bürgern, in Naher Zukunft, noch mehr Rechte zu nehmen.
Dann muss man warscheinlich, damit nicht nochmehr unschuldige junge Mädchen sterben, seinen Ausweis im Internet Café vorlegen.
Und dass diese Unnützigen Vorschläge von einer nichts nutzigen Mutter aus Big Brother-UK kommen wundert mich auch nicht im geringsten.
Marcel
Gast
Ich denke, dass die größte Schuld wirklich die Eltern trifft, deren Handeln allerdings kein Einzellfall ist.
Viele Jugendliche und vor allem auch Kinder sind in Zahllosen sozialen Netzwerken angemeldet, in denen sie Teilweise mehr "Freunde" haben als man sich normalerweise Namen merken kann. Ich denke da an 1000 und mehr Freunde, sowas ist aus jeder Relation gerissen. Dort werden auch massiv Fotos und Persönliche Details hochgeladen.
Natürlich achtet zB. Schülervz darauf, dass dort keine Fake-Proflie oder Verfassungsfeinliche etc. erstellt werden, aber die Kinder erschaffen sich da eine zweite Persönlichkeit und jeder ist im Prinzip in der Lage diese Profile zu lesen, dabei wird zwar die Möglichkeit geboten sein Profil privat zu machen, aber wenn trotzdem jede Freundesanfrage angenommen wird nützt das nicht viel.
Dabei finde ich wichtig zu sagen, dass diese Sozialen Netzwerke oftmals alles nötige zum schutz der angemeldeten Personen tun, aber letzendlich doch diese selbst verantwortlich sind, bzw. eben deren Eltern.
Egozentrum
Gast
Die Überschrift sowie der letzte Satz waren BILD-Niveau. das muss besser werden, Leute!
Pascal
Gast
"Im Netz markieren", soso...
Und die E-Mail-Accounts überwachen, das wird sicher ein durchschlagender Erfolg gegen die Arbeitslosigkeit, wenn die da den ganzen Tag die Spam-Mails flöhen. Was für ein Glück, dass der durchschnittlicher Serienvergewaltiger noch nicht gehört hat, dass er sich bei Hotmail oder auch sonstwo mit kostenlosen E-Mail-Adressen nach belieben eindecken kann.
Herr schmeiß Hirn vom Himmel.
Chris
Gast
Was soll dieser Artikel?
Jetzt ist Facebook Schuld. Hallo!!!
Der Typ ist seiner Wohnmeldepflicht nicht mehr nachgekommen. Klar, Facebook hat vermutlich auch Schuld das die Polizei da nicht eingreifen kann.
Und das man zu Fremden nicht ins Auto steigt duerfte auch ein Zeiten von Facebook noch gelten.