Kommentar Hotel am Kalkberg: Eine Stadt, zwei Welten

Die Stadt, das ist die Botschaft, will mit diesen Jugendlichen aus dem linken Spektrum nichts mehr zu tun haben.

Die Stadt Bad Segeberg hat den Abriss des selbstverwalteten Jugendzentrums Hotel am Kalkberg beschlossen - und diejenigen, die dort Konzerte, Diskussionen und Kneipenabende veranstalteten, wehren sich nach Kräften. Bad Segebergs SPD-Oberbürgermeister Dieter Schönfeld aber fährt die harte Linie: Keine Nachverhandlungen. Und auch kein Angebot an die rund 200 Jugendlichen, an einem anderen Ort weiter zu machen. Die Stadt, das ist die Botschaft, will mit diesen Jugendlichen aus dem linken Spektrum nichts mehr zu tun haben.

Der Vorgang ist allerdings weniger ein politischer Konflikt als ein Konflikt der Lebensweisen. Bürgermeister Schönfeld ist ein Verwaltungschef, der verwalten will - einen Freiraum zu schaffen, der sich der Verwaltung entzieht, ist für ihn nicht denkbar. Hinzu kommt ein von Ahnungslosigkeit geprägtes Unverständnis für die Art von Jugendkultur, die im Haus am Kalkberg stattfindet: Punk ist nunmal eine abgefuckte Angelegenheit und Plenumsbeschlüsse funktionieren anders als das Regieren im Rathaus.

Den Jugendlichen bleibt nun zweierlei: Umziehen in die Großstadt, wo es (noch) Subkultur gibt. Oder sie machen ihr eigenes Ding in Bad Segeberg, unabhängig von der Stadt, am Stadtrand, im Wald, im Industriegebiet, wo auch immer. Das wird am Ende zwar niemandem gefallen - aber der Verwaltung ist genüge getan.

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Jahrgang 1973, fing als Kultur-Redakteur der taz in Bremen an und war dann Redakteur für Kultur und Gesellschaft bei der taz nord. Als Fellow im Digital Journalism Fellowship der Hamburg Media School beschäftigte er sich mit der digitalen Transformation des Journalismus und ist derzeit Online-CvD in der Norddeutschland-Redaktion der taz.

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