Kommentar Neues Hamburger Wahlrecht: Noch einmal, bitte!

Im ersten Angang hat das neue Wahlrecht eher weniger als mehr Demokratie gebracht. Aber aller Anfang ist schwer, Demokratie muss eingeübt werden.

Die Zahlen verkünden ein Desaster: Die Wahlbeteiligung so tief wie nie, die Zahl der ungültigen Stimmen höher als je zuvor. Im ersten Angang hat das neue, von Vielen als extrem kompliziert empfundene Wahlrecht, eher weniger als mehr Demokratie gebracht. Bei 20 Stimmen kann man sich schon mal leicht verzählen oder auch verwählen.

Doch sind diese ersten Eindrücke Grund genug, den Stab über das Wahlrecht zu brechen? Auch die Chancen, die das neue System bietet, wurden genutzt.

Sich endlich nicht mehr zwischen Partei A und B entscheiden zu müssen, sondern einfach beide mit Kreuzen bedenken zu können. Koalitionen wählen und PolitikerInnen, die man kennt und mag, nach oben schicken zu können. Das hat was, das ist mehr Wahl-Demokratie, als wir bisher kannten.

Und aller Anfang ist schwer. Sprechen, laufen, schreiben, Auto fahren - das alles muss gelernt werden. Warum muss wählen dann so einfach sein, dass jeder es auf Anhieb kapiert? Demokratie muss eingeübt werden und Fehler, die man beim ersten Versuch macht, passieren beim zweiten Mal schon nicht mehr.

Deshalb hat das neue Wahlrecht eine zweite Chance verdient. Erst wenn die Fehlerquote nicht sinkt und der Spaß daran, nicht nur Parteien, sondern auch Personal auswählen zu können, nicht steigt, kann es mit der Begründung "zu anspruchsvoll" wieder entschlackt werden.

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