Keine Kraft durch Freude

NAZI-MUSEUM Wolfsburg kauft eine Immobilie, um das von der NPD geplante „KdF“-Museum zu verhindern

Wie gerne hätte die Wolfsburger NPD im ehemaligen Möbelhaus Alsdorff Kübelwagen und ein Modell des „Kraft durch Freude“-Dampfers „Wilhelm Gustloff“ ausgestellt. „Die rechten Pläne haben wir zunichte gemacht“, sagte Oberbürgermeister Rolf Schnellecke (CDU) am Dienstag. „Die NPD ist raus, die Demokratie zieht ein“, ergänzt Frank Patta, Erster Bevollmächtigter der IG-Metall Wolfsburg.

Im vergangenen Jahr hatte der NPD-Bundesvize Jürgen Rieger versucht, in dem Gebäude gegenüber des VW-Werks ein „KdF-Museum“ zu eröffnen. Die Besitzerin hatte sich persönlich an Rieger gewandt, um so ihre finanzielle Situation aufzubessern.

Über 100 Neonazis kamen am 4. Juli 2009 in den Räumen zusammen, um einen Verein für das Museum zu gründen. Aus dem Fenster hängten sie ein Transparent mit der Aufschrift: „Stadt des KdF-Wagens“ – unter diesem Namen war Wolfsburg 1938 von den Nationalsozialisten gegründet worden. Der Kauf des Gebäudes wurde allerdings nach dem unerwarteten Tod Riegers im Oktober unwahrscheinlich.

Dennoch bemühte sich Wolfsburg, das Haus zu erwerben. „Wir wollten den bestehenden Strukturen keinen Raum lassen“, sagt Dennis Weilmann, Sprecher der Stadt. Von einem Panikkauf könne jedoch keine Rede sein. „Das Grundstück ist zum normalen Verkaufswert erworben wurden“, sagt IG-Metall-Chef Patta. So habe die Besitzerin des Möbelhauses keine überhöhte Kaufsumme von der Stadt bekommen. Frank Patta zufolge sei zudem die weitere Nutzung des Gebäudes bereits geregelt.

Auf dem Grundstück werde unter anderem eine Beratungsstelle für Demokratie eröffnet. In Absprache mit der „Arbeitsstelle gegen Rechtsextremismus und Gewalt“ sollen für Jugendliche und Eltern entsprechende Maßnahmen angeboten werden. Außerdem wird ein Sozialkaufhaus in das Haus einziehen. „Ohne Räume werden die Nazis es jetzt schwerer haben“, hofft Patta. ANDREAS SPEIT