Eile mit Weile

INKLUSION Niedersachsen will bei der Integration von behinderten Kindern nichts überstürzen

Weniger als fünf Prozent der behinderten Kinder in Niedersachsen besuchen eine normale Schule – schlechter steht es mit der Integration derzeit in keinem anderen Bundesland. 15 Behinderten- und Sozialverbände wollen sich nun nicht länger hinhalten lassen und fordern die Landesregierung auf, sich verbindlich für eine bessere Integration von behinderten Kindern einzusetzen.

„Als Präsident der Innenministerkonferenz muss Herr Minister Althusmann nun endlich in Niedersachsen vorangehen, statt immer nur Absichtserklärungen abzugeben“, sagte der Vorsitzende des Sozialverbandes, Adolf Bauer. Es brauche endlich einen festen rechtlichen Rahmen und einen Zeitplan für die Umsetzung des Artikels 24 der UN-Konvention, der unter anderem vorschreibt, behinderte Kinder zusammen mit allen anderen zu unterrichten. Sollte sich nicht rasch etwas ändern, würden die Betroffenen ihre Rechte verstärkt per Gericht einklagen, sagte Bauer.

„Beim wichtigen Thema Inklusion an unseren Schulen gilt für uns der Grundsatz Sorgfalt vor Eile“, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Kultusministeriums. Eine Schulgesetzänderung sei geplant und man wolle das Jahr 2011 zur Vorbereitung wie beispielsweise der Fortbildung von mehr als 1.500 Lehrkräften nutzen. Ebenso viele sollen in den beiden Folgejahren hinzukommen – landesweit gibt es derzeit knapp 70.000 Lehrer.

Außerdem sei jede dritte Grundschule mit einer sonderpädagogischen Grundversorgung ausgestattet und die Zahl der Integrationsklassen an den Regelschulen habe sich binnen fünf Jahren verdoppelt. Man dürfe aber die finanziellen Rahmenbedingungen nicht aus dem Blick verlieren, sagte die Behördensprecherin.

Auch Bauer räumt ein, dass bis zu einem gemeinsamen Unterricht an allen Schulen noch viel passieren müsse. Die wenigsten Gebäude seien barrierefrei, also problemlos auch per Rollstuhl zu erreichen. ILK