Kommentar Hamburger CDU: Kurs und Kapitäne

Skeptiker in der Partei fürchten, dass der Tiefpunkt noch gar nicht erreicht sei. Die Hamburger Christdemokraten haben eine Menge aufzuarbeiten.

Die Hamburger Christdemokraten haben eine Menge aufzuarbeiten. Der Schockzustand, in dem sie sich befinden, wurde aber nicht so sehr von der Niederlage bei der Bürgerschaftswahl ausgelöst.

An deren Eintreten sich zu gewöhnen, hatte sie ja Monate Zeit. Entscheidend ist die Wucht der Klatsche an der Urne: 21,9 Prozent auf der nach unten offenen Ahlhaus-Skala.

Die Verwerfungen, die dieses politische Erdbeben anrichtete, sind noch nicht vollständig zu überblicken.

Der Partei- und Fraktionschef wird nach hinten durchgereicht, der Bürgermeister ebenfalls: Die Partei trennt sich von ihren Köpfen und möglicherweise auch noch von einigen alten Zöpfen.

Die Idee einer Mitgliederbefragung zur Kür eines neuen Vorsitzenden gleicht für CDU-Verhältnisse einem basisdemokratischen Urknall.

Eine Partei, die den liberalen Großstadtkurs des Ole von Beust ebenso diskussionslos abnickte wie danach Ahlhaus Rechtsruck, muss Debattenkultur erst mal lernen.

Ob sie das schafft und wohin sie das führt, ist offen. Skeptiker in der Partei fürchten, dass der Tiefpunkt noch gar nicht erreicht sei. Denn mit neuen Kapitänen allein ist es nicht getan, ein neuer Kurs muss her.

Die SPD brauchte acht Jahre, um ihre Depression zu überwinden. Das dürfte ein realistischer Zeitraum auch für christdemokratische Trauerarbeit sein.

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