„Politiker knicken ein“

ANBINDUNG Die Initiative „Stadtbahn ja“ wurde nicht von Politikern lanciert und ist aus dem Stadtteil Bramfeld entstanden, sagt ihr Vorsitzender Harry Schaub

■ 77, war Außenhandelskaufmann und ist Moderator der Stadtteilkonferenz Bramfeld.Foto: Tanja Lehmitz

taz: Herr Schaub, was hat Sie veranlasst, eine Volksinitiative ‚Stadtbahn ja‘ zu gründen?

Harry Schaub: Da muss ich in die Vergangenheit gehen. Ich leite seit mehr als 15 Jahren die Stadtteilkonferenz in Bramfeld, an der bis zu 100 Institutionen beteiligt sind, von der Polizei über Kirchen bis zu Sozial- und Kultureinrichtungen. Wir als Konferenz fordern von der Politik seit 15 Jahren einen U-Bahn-Anschluss nach Bramfeld. Das Thema ist noch älter. Die Parteien haben schon vor 40 Jahren, beim Bau Steilshoops, eine U-Bahn-Anbindung versprochen.

Nun soll es die Stadtbahn sein.

Ja, das unterstützen wir, weil wir einsehen, dass dies vier bis fünf Mal günstiger ist als ein U-Bahn-Bau. Aber wir haben den Eindruck, dass die politischen Parteien Muffensausen bekommen, alle, auch die GAL. Deshalb brauchen wir eine Volksinitiative.

In welcher Form sind Parteien an Ihrer Initiative beteiligt?

Die Stadtteilkonferenz hat letzte Woche beschlossen, so eine Volksinitiative zu starten. Aus unserer Runde haben sich zwölf Leute bereit erklärt, den Vorstand dafür zu gründen. Deshalb gab es am Dienstag ein Treffen, gemeinsam mit der Stadtteilkonferenz Steilshoop. Der Eindruck, den die taz schilderte, dass hier ‚Politiker eine Volksinitiative züchten‘, war vollkommen verkehrt. Das ist Unsinn.

Aber es gibt Parteienvertreter bei Ihnen?

Ja. Einzelne Kommunalpolitiker, die auch in der Stadtteilkonferenz mitarbeiten, sind dabei. Aber Parteien sind nicht die treibende Kraft. Im Gegenteil. Wir haben auf Landesebene den Eindruck, dass die Parteien jetzt, wo es drauf ankommt, kneifen, wie sie es seit 40 Jahren tun. Das ist auch nicht nur Thema der Grünen. Auch Ole von Beust hat im Wahlkampf 2001 die U-Bahn-Anbindung versprochen.

Wie erklären Sie das?

Die kriegen weiche Knie, weil bei Umfragen 60 Prozent gegen die Stadtbahn sind. Olaf Scholz knickt auch ein. Die haben Angst vor den Wahlen. Gegen diesen Eindruck wollen wir angehen. Auch von den Grünen kommt mir zu wenig.

Aber es gibt Protest gegen die Stadtbahn …

Winterhude läuft gegen die Stadtbahn Sturm, weil die bürgerliche Klientel dort Angst um ihre Parkplätze hat. Wir sagen, das kann kein Grund sein, auf ein Projekt zu verzichten, das alle Fachleute ökologisch und ökonomisch sinnvoll finden.

Wie finanzieren sie sich?

Gar nicht. Wir brauchen nicht viel Geld. Wenn wir Gebühren zahlen müssen, werden wir Spenden sammeln.

Wann startet die Initiative?

Wir wollen 10.000 Unterschriften sammeln. Damit werden wir am 14. Dezember beginnen und haben sechs Monate Zeit.

Es gibt bereits die Anti-Initiative. Gibt es am Ende einen Volksentscheid über die Stadtbahn?

Soweit denken wir noch nicht. Wir wollen jetzt die Politiker an ihre Wahlversprechen erinnern. INTERVIEW: KAIJA KUTTER