Erfolglose Keim-Fahndung

EHEC Sprossen-Verdacht bestätigt sich bislang nicht. Zahl der Neuerkrankungen geht in Hamburg aber langsam zurück

„Gesundheitsschutz ist nicht verhandelbar“, kontert die Senatorin die Kritik an Fehlwarnungen

Alle Spuren führen ins Nichts. Nachdem sich am Dienstag auch die Hoffnung, Bio-Sprossen aus Bienenbüttel als Verursacher für die Ehec-Epidemie dingfest zu machen, erst einmal zerschlagen hat, herrscht bei Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) eine Mischung aus Resignation und „verhaltener Hoffnung, dass sich die Situation entdramatisiert“ vor.

Denn auch wenn die Experten bei der Ursachensuche noch immer im Dunkeln tappen, geht die Zahl der Neuansteckungen langsam zurück. 49 Ehec-Neuinfektionen von Montag auf Dienstag und vier neu gemeldete HUS-Fälle deuten auf eine langsame Entspannung hin. Insgesamt waren in Hamburg am Dienstag rund 900 Ehec-Ansteckungen gemeldet, davon 155 mit der gefährlichen Komplikation HUS. Frauen sind darunter mit 116 Fällen noch immer überproportional vertreten. Da es erste Entlassungen gebe und viele Patienten auf dem Weg der Besserung seien, machte Prüfer-Storcks einen „Hoffnungsstreif am Horizont“ aus.

„Es ist absolut unbefriedigend, wenn wir die Ursache nicht finden“, kommentierte die Senatorin hingegen die negativen Testresultate bei den Sprossen, darunter auch eine Packung, die sich noch im Kühlschrank eines erkrankten Eimsbüttelers befand. Trotzdem verteidigte Prüfer-Storcks die Warnhinweise gegenüber Gurken, Sprossen und anderen Salatzutaten, die sie und ihr niedersächsicher Amtskollege in den vergangenen Tagen ausgesprochen hatten.

„Gesundheitsschutz ist nicht verhandelbar“, konterte die Senatorin Kritik an möglichen Fehlwarnungen und riet erneut von dem Verzehr, von Gurken, Tomaten, Salat und Sprossen ab.

Unterdessen kündigte Hans-Joachim Breetz, Chef des Instituts für Hygiene und Umwelt an, zukünftig vor allem auch in Biogasanlagen und Treibhäusern nach dem Erreger zu suchen. Das Institut analysiert derzeit rund fünfmal soviel Lebensmittelproben wie sonst, um dem Ehec-Überträger auf die Spur zu kommen. „Wir gehen später nach Hause und arbeiten dafür am Wochenende“, lobte Breetz seine Mitarbeiter. MARCO CARINI

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