Geldknappheit in Simbabwe: Simbabwes Notenpresse steht still

Seit die deutsche Druckerei Giesecke & Devrient kein Banknotenpapier mehr nach Simbabwe liefert, gesellt sich zur Hyperinflation eine täglich wachsende Geldknappheit.

Zwei Wochen nach dem Abzug des deutschen Banknotendruckereiunternehmens erlebt Simbabwe eine Liquiditätskrise ohne Beispiel in der Geschichte des Landes. Bild: dpa

HARARE taz Der Rückzug des deutschen Banknotendruckereiunternehmens Giesecke & Devrient aus Simbabwe Anfang Juli sowie die Aussicht auf schärfere internationale Sanktionen bringen Simbabwes Regierung in ernste Schwierigkeiten. Die Münchner Firma annullierte Anfang Juli einen lukrativen Vertrag mit Simbabwes Zentralbank, Spezialpapier zum Druck neuer Banknoten zu liefern, nachdem Medienberichte über die Papierflüge nach Simbabwe in Deutschland öffentliche Empörung hervorgerufen hatte. Nach Angaben von Mitarbeitern der Zentralbank haben die Deutschen nicht nur ihre Lieferungen eingestellt, sondern auch ihre Druckmaschinen und restlichen Papiervorräte aus Simbabwes Hauptstadt Harare abgezogen, so dass das Land jetzt keine Möglichkeit hat, neue Geldscheine zu drucken.

"Sie haben alle ihre Sachen genommen und sind gegangen", bestätigt ein Bankmitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden will. Zentralbankgouverneur Gideon Gono hatte Anfang Juli den deutschen Rückzug noch heruntergespielt und gesagt, man habe andere Möglichkeiten. "Der Schritt der Deutschen wird den reibungslosen Ablauf der Bankgeschäfte nicht stören", hatte Gono behauptet. Jetzt, zwei Wochen später, erlebt Simbabwe eine Liquiditätskrise ohne Beispiel in der Geschichte des Landes. Lange Schlangen genervter Kunden winden sich durch die Wartehallen der Banken bis auf die Straßen, weil Tausende von Menschen jeden Tag für Scheine anstehen. "Wir können nichts machen. Die Zentralbank gibt uns nicht genug Geld", seufzt ein Filialleiter. "Und unsere Geldautomaten spucken nichts aus, denn sie sind nicht auf die neuesten Scheine eingestellt worden." Am Tag darf ein Simbabwer 100 Milliarden Zim-Dollar abheben - rund drei Euro jetzt und jeden Tag weniger, angesichts einer Inflationsrate, die inoffiziell auf 10 Millionen Prozent geschätzt wird. Kein Geschäft nimmt mehr Schecks oder Überweisungen an, da die mehreren Tage Wartezeit einen erheblichen Geldverlust bedeuten. Alle wollen Bargeld, und es gibt davon immer weniger.

Die Hyperinflation gerät außer Kontrolle. Nach der Verkündung des Wahlsiegs von Präsident Robert Mugabe bei der Stichwahl vom 27. Juni, einem Freitag, gab es eine abrupte Verzehnfachung vieler Preise über das Wochenende. Ab Montag, den 30. Juni, konnten viele Leute überhaupt nichts mehr kaufen. Die betagte Patientin Ambuya Chimimba erlitt einen Schock, als ihre Praxisgebühr von 60 auf 500 Milliarden Zim-Dollar stieg und der Preis ihrer Blutdrucktabletten von 12 Milliarden auf 4,2 Billionen. "Woher soll ich so viel Geld nehmen. Ich will nach Hause gehen und sterben", klagte sie. Ein Überlandreisender aus Mutare an der Grenze zu Mosambik in die Hauptstadt Harare zahlte morgens für die Hinfahrt 120 Milliarden Zim-Dollar - und als er nachmittags zurückwollte, kostete die Fahrt schon 300 Milliarden.

Zunehmend setzt sich jetzt durch, dass die Bezahlung in US-Dollar oder südafrikanischen Rand verlangt wird. Wer Freunde und Verwandte im Ausland hat, kann sich über den Schwarzmarkt solches Geld besorgen - wer nicht, hat Pech. Schätzungsweise 150 Millionen US-Dollar kommen jeden Monat von Auslandssimbabwern in die Heimat. Den Großteil davon kauft die Zentralbank auf dem Schwarzmarkt auf, wo der US-Dollarkurs für sofortigen Wechsel inzwischen bis zu 150 Milliarden Zim-Dollar pro US-Dollar beträgt.

Bei einem solchen Wechselkurs würde die Zentralbank 16.500.000.000.000.000.000 Zim-Dollars brauchen, um Umtausch in die Landeswährung monatlich sicherzustellen. Dafür müssten eigentlich die Notenpressen Tag und Nacht laufen. Aber sie stehen still.

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