Exekution im Bundesstaat Utah: US-Häftling von Schützen hingerichtet
In den USA ist der Häftling Ronnie Lee Gardner von einem Erschießungskommando hingerichtet worden - die erste Exekution dieser Art in dem Land seit 14 Jahren.
WASHINGTON dpa | In den USA ist erstmals seit 14 Jahren wieder ein Häftling durch ein Erschießungskommando hingerichtet worden. Der 49-jährige Ronnie Lee Gardner starb kurz nach Mitternacht Ortszeit im Staatsgefängnis von Draper im Bundesstaat Utah. Er hatte vor 25 Jahren bei einem Fluchtversuch in einem Gerichtsgebäude einen Anwalt erschossen.
Hinrichtungen dieser Art sind in den USA selten. Gardner war erst der dritte Gefangene, der nach Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 in den USA durch Gewehrkugeln exekutiert wurde. Alle drei Hinrichtungen dieser Art gab es in Utah, die letzte 1996.
Die letzten Stunden verbrachte Gardner nach Angaben der Zeitung "Deseret News" "entspannt". Er habe vom Nachmittag an alle Teile der Fantasy-Trilogie "Herr der Ringe" gesehen. Kurz vor der Hinrichtung traf er sich dann noch mit seinem Mormonen-Priester.
Gardner hatte vor 25 Jahren bei einem Fluchtversuch in einem Gerichtsgebäude den Rechtsanwalt Michael Burdell erschossen. Ausgerechnet die Familie des Opfers hatte sich aber intensiv dafür eingesetzt, seine Strafe in lebenslange Haft umzuwandeln. Burdell sei ein Gegner der Todesstrafe gewesen, argumentierten die Hinterbliebenen vor einer Woche vor einem Begnadigungsausschuss - vergebens. Am Donnerstag war auch ein letzter Antrag des Delinquenten beim höchsten US-Gericht gescheitert, die Hinrichtung auszusetzen.
Insgesamt fünf Schützen feuerten gleichzeitig auf das mit einem Stück Tuch gekennzeichnete Herz des Häftlings, der zuvor auf einem Stuhl festgeschnallt worden war. Eines der Gewehre war mit einer Platzpatrone geladen. Damit bleibt offen, wessen Schüsse tödlich waren: Das soll Schuldgefühle vermeiden helfen.
Der Staat Utah hatte zwar 2004 die Erschießungskommandos abgeschafft und verwendet jetzt die Giftspritze. Aber Gardner war vorher zum Tode verurteilt worden, deshalb hatte er die Wahl zwischen beiden Methoden. Er entschied sich für die Kugeln. Zuletzt war 1996 in Utah der verurteilte Kindermörder John Albert Taylor durch ein Erschießungskommando hingerichtet worden. Davor war es Gary Gilmore, der 1977 Sekunden vor den Schüssen seine Scharfrichter aufforderte: "Let's do it", nun macht schon.
Leser*innenkommentare
joho
Gast
todesstragfe ist mord. jeder der ein solches urteil fällt und dabei hilft es auszuführen sollte per internationem haftbefehl gesucht werden und vor ein ordendliches gericht gestellt werden. mord verjährt in der bundesrepublik deutschland nicht. NIEMAND hat das recht einen anderen menschen, ausser in notwehr, töten. bei einen unschuldig zu lebenslang verurteilten kann man sich entschuldigen und ihn freilassen. wenn jemand tod ist geht das definitiv nicht mehr. die todesstrafe ist meiner meinung nach nur billige rache. mfg joho
Ulrike H.
Gast
Ich schliesse mich dem Mann mit der Pauke (Wolfgang Neuss) an: "Sollte man nicht die Todesstrafe einführen für Leute, die sie vorschlagen?"
Steffen
Gast
Todestrafe ist einfach staatlich organisierter und legitimierter Mord.
Und natürlich gibt es dieses "Roulette" mit Kugeln und Schaltern usw. weil eben jeder weiss das es Mord ist und es auch kaum Leute gibt die bewusst am Drücker sitzen wollen.
Mit der Wahrscheinlichkeit im Hirn das man evtl. keine echte Kugel im Lauf hatte lässt sich die Schuld leichter ertragen oder verdrängen.
Mit dem elektrischen Stuhl und der automatisierten Todesspritze ist es ganz genauso ... nur das man es hier eine Maschine tun lässt und die Schuld an die Maschine abgeben kann weil ja der Henker die Nadel nicht persönlich reindrückt.
Ferner werden die Henker auch ausgesucht und überprüft. Man könnte ja sagen es gibt Menschen die gerne andere Menschen leiden sehen bzw. gerne mal einen Menschen umbringen würden bzw. keine Probleme damit haben wen umzubringen ... solch Mord sogar "cool" fänden. Die werden keine Henker, diese Perversen werden überall abgelehnt.
Man nimmt normale Menschen die keinen Spass daran haben, erzeugt den Eindruck der Henker tötet nicht persönlich und schon geht es ...
Ist quasi wie mit unseren Soldaten im Krieg, das sind Morde in unserem Namen mit der Instanz Parlament dazwischen und schon geht alles ...
Müssten wir selber schiessen und dem Tod ins Auge sehen währen wir alle gegen Krieg und Leid.
Die einzige Ausnahme in meinen Augen bilden Notwehr und Straftaten wo Menschenleben in Gefahr sind, siehe Geiselnahme mit bereits getöteten Opfern wo zb. ein gezielter Todesschuß durch einen Polizisten gegen den Täter eine moralisch vertretbare Ausnahme bildet.
Aber sich nicht bei bereits verhafteten und wehrunfähigen Straftätern aus reiner Rachlust die einzig primitivste Emotionen befriedigt.
vic
Gast
USA - Home of the Brave
franz
Gast
Sehr gut !
Lisa
Gast
Dieses Beispiel macht für mich eigentlich sehr stark deutlich, wie unfortschrittlich die USA ist und ich finde es einfach nur erschreckend, dass es das wirklich immernoch gibt. Egal ob er nun mit einer Giftspritze oder mit Schüssen hingerichtet werden konnte, das macht mich einfach fassungslos.
Das sind Methoden wie zu Zeiten des Nationalsozialismus, da wurden die Häftlinge im KZ auch so vernichtet...doch muss das wirklich heute noch sein? Es ist doch schlimm genung, dass es das mal gab...ich bin absolut gegen solche Verurteilungen.
Platzpatrone
Gast
Bei einer Platzpatrone spürt man keinen Rückstoss. Die wissen ganz genau wer scharf geschossen hat. Und der mit dem Spielzeuggewehr ärgert sich wohl eher als das er ein ruhiges Gewissen hat.
"Dank der Todesstrafe gibt es in Amerika keine schweren Verbrechen mehr. Da sieht man mal wie wirksam sie ist"
Ironie aus.
Orinoco
Gast
Zu den Henkersschützen:
"The identities of the marksmen - local law enforcement officers who have volunteered their services - will be protected forever."
Aus: http://news.bbc.co.uk/2/hi/world/us_and_canada/10254279.stm [Zugriff heute]
Andreas
Gast
Wann wird in einem so "fortschrittlichen" Land wie Amerika endlich die Todesstrafe abgeschafft? Haben einige Amerikaner immer noch nicht gerafft, dass man endlich aufhören sollte, Gott zu spielen? Unsäglich...
gaijinette
Gast
Schuldgefühle sind das mindeste...
Klar, hatte mir nicht erhofft, von hier aus irgend etwas erreichen zu können...
Wenn auf Mord die Todesstrafe steht,
die Ausführung derselben Mord ist,
dann müßten alle so neu hinzukommenden Mörder
ebenfalls exekutiert werden...
der 'letzte'... müßte sich selber ---- ach was für ein Dreck.
Und all die Befürworter, die Wähler der mit staatlichem Mord Wahlkampagnen Durchführenden... und die zunehmende Akzeptanz in der BRD, und die Gleichgültigkeit bei den anderen... mit solchen Menschen möchte ich nichts zu tun haben. Sollen die lebenslang mit ihrer Schuld leben.
--gaijinette
Timo Grassi
Gast
Dass es aber auch immer die abartigsten Rituale sein müssen, an die der angepasste Mensch sich klammert, wenn der ganze Fisch zum Himmel stinkt.
Ich muss ihn schon fast beneiden, wenn er im Sinne von Gary Gilmore´s letzten Worten von dieser Welt gegangen sein soll:
"Let´s do it!"
Grossartig!
Tanja
Gast
Wer die Todesstrafe befürwortet, soll gefälligst auch mit den Schuldgefühlen klarkommen. Also Schluss mit Platzpatronen und verbundenen Augen etc.
danielj
Gast
wie zivilisiert