Nagorny Karabach: Hoffnung auf dauerhaften Frieden

15 Jahre nach Kriegsende nähern sich Armenien und Aserbaidschan endlich langsam einander an.

An einer entspannten Gesprächsatmosphäre wird auch künftig zu arbeiten sein: Präsidenten Aliyev, Medwedjew und Sargsyan. Bild: dpa

BERLIN taz15 Jahre nach dem Ende des armenisch-aserbaidschanischen Krieges um die Enklave Nagorny Karabach mehren sich die Anzeichnen für einen dauerhaften Frieden. 20.000 Tote und über eine Million Flüchtlinge sind das traurige Ergebnis des mehrjährigen Konflikts, der am 12. Mai 1994 mit einem Waffenstillstand ein vorläufiges Ende fand.

Wladimir Kazimirow, früherer Sonderbotschafter von Boris Jelzin für den Karabach-Konflikt, erinnert sich an die letzten Kriegstage. Der Waffenstillstand trägt im Wesentlichen seine Handschrift. "Die kämpfenden Seiten waren weitgehend gleich stark, die Armenier wollten zum Fluss Kura vordringen, um so die südliche Landspitze Aserbaidschans abzuschneiden. Aserbaidschan geriet in eine zunehmend kritische Lage. Zunächst hatte sich Baku in der Hoffnung auf eine militärische Wende gegen einen Waffenstillstand gesträubt", sagte er der taz. Am 5. Mai 1994 hätte der GUS-Gipfel von Bischkek auf russische Initiative, so Kazimirow, ein Waffenstillstandspapier vorgelegt, das die Konfliktparteien wenig später unterzeichnet hätten.

Zwar hat Aserbaidschan den Karabach-Krieg verloren, und mehr als 15 Prozent aserbaidschanischen Gebietes befindet sich unter armenischer Kontrolle, trotzdem geht es dem Land dank seiner Ölvorkommen so gut wie nie zuvor. Und die Einnahmen fließen auch in das rasant wachsende Militärbudget.

Derzeit bemühen sich die Verantwortlichen beider Seiten sowie internationale Vermittler um eine nachhaltige Lösung des Konflikts. Am 6. September 2008 besuchte der türkische Präsident Abdullah Gül Armenien. Aus Solidarität mit Aserbaidschan hatte die Türkei 1993 alle Kontakte zu seinem Nachbarn Armenien abgebrochen. Nun scheint eine Öffnung der Grenzen bevorzustehen.

Auch die Begegnungen der Präsidenten Armeniens und Aserbaidschans, Sersch Sarkisjan und Ilcham Aliew, werden häufiger. Beobachter erwarten für das nächste Treffen in St. Petersburg in wenigen Wochen inhaltliche Fortschritte. Der aserbaidschanische Menschenrechtler Avas Hasanov begrüßt die verstärkten Bemühungen von Politik und Diplomatie. Doch von offizieller Seite müsse noch viel mehr getan werden, um auch die Menschen auf einen Frieden vorzubereiten.

Noch steht einem dauerhaften Frieden vieles im Weg. Aus Protest gegen die Politik der Annäherung verließ die Partei der "Daschnaken" die armenische Koalitionsregierung, mehrfach wurden bei Demonstrationen türkische Flaggen verbrannt. Anfang der Woche wurde der aserbaidschanische Feldwebel Anar Chanbab-oglu Gadschiew an der Waffenstillstandslinie zwischen Aserbaidschan und der nicht anerkannten Republik Nagorny Karabach von Armeniern festgenommen. Das meldete die aserbaidschanische Agentur Turan. Am Dienstag, so berichtete die aserbaidschanische Internetagentur Day.az, hätten armenische Truppen erneut das Waffenstillstandsabkommen verletzt.

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