Sri Lankas Armee tötet Zivilisten: Kinderkrankenhaus unter Artilleriefeuer

Bei einem Angriff der Regierungstruppen im Norden werden mindestens neun Menschen getötet und zwanzig verletzt. Die Propaganda-Maschinerie Sri Lankas bestreitet die Tat.

Im Kampf gegen die LTTE-Rebellen ist die Sri Lankesische Armee auf dem Vormarsch. Bild: ap

WIEN taz Mindestens 9 Tote und 20 Verletzte forderte ein Artillerieangriff auf ein Krankenhaus im Norden Sri Lankas. Die überbelegte Kinderklinik wurde Sonntag kurz vor Mitternacht getroffen. Sie liegt im letzten Rückzugsgebiet der tamilischen Separatistenorganisation LTTE. Im Januar hat die Armee die letzten von den Rebellen gehaltenen Städte in blutigen Schlachten erobert. Jetzt will sie die militärische Lösung des ethnischen Konflikts zu Ende bringen. Die Schuld für zivile Opfer gibt die Regierung der LTTE, die rund 250.000 Menschen als Schutzschild missbrauche.

Das Spital von Puthukkudiyiruppu sei innerhalb von 24 Stunden dreimal getroffen worden, bestätigte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Neben der Küche und der Kapelle schlugen Sprengkörper auch im Krankensaal ein. Unter den Toten seien Patienten und deren Angehörige. Im Umkreis der Klinik wurde eine noch unbekannte Anzahl von Menschen getötet und verletzt. Das Krankenhaus beherbergt über 500 Patienten. Viele müssen auf den Gängen versorgt werden, da die Krankenzimmer überbelegt sind.

Die Klinik ist eine der letzten Gesundheitseinrichtungen im Rebellengebiet, das auf 300 Quadratkilometer zusammengeschmolzen ist. "Wir sind schockiert über diesen Angriff auf das Krankenhaus. Es war der zweite in den letzten Wochen", sagte IKRK-Delegationsleiter Paul Castella in Colombo. "Verwundete und Kranke werden vom humanitären Völkerrecht geschützt. Sie dürfen unter keinen Umständen direkt angegriffen werden". Schon am Samstag sollen mindestens 30 Zivilisten unter Artilleriefeuer und Sonntagmorgen weitere 13 bei Luftangriffen umgekommen sein. Laut TamilNet wurde dabei Streumunition eingesetzt. Die Opfer seien total verbrannt.

Während die Internetagentur TamilNet - das letzte Medium, das aus dem Kriegsgebiet berichtet - die Meldungen mit Fotos von den Opfern der Attacke dokumentierte, bestritt Lakshman Hullugalle, Direktor des Medienzentrums für die Nationale Sicherheit (MCNS), dass das Krankenhaus überhaupt getroffen wurde. Das MCNS füttert Medien, denen der Zutritt zum Kriegsschauplatz verwehrt ist, mit Regierungspropaganda. Journalisten, denen das nicht reicht, werden als "unpatriotisch" abgestempelt. Ausländische Pressevertreter, die auch die Tamilen zu Wort kommen lassen, müssen die Ausweisung fürchten.

Auch Diplomaten sind unter Druck. Der deutsche Botschafter Jürgen Weerth wurde vom Außenminister getadelt, weil er im Januar bei der Beisetzung des ermordeten Zeitungsherausgebers Lasantha Wickrematunge dessen Engagement für die Pressefreiheit gelobt hatte.

Verteidigungsminister Gothabaya Rajapakse legte am Sonntag nach. Wenn Diplomaten wie Weerth und dessen schweizerische Amtskollegin Ruth Flint, die auf die humanitäre Katastrophe der tamilischen Zivilbevölkerung aufmerksam gemacht hatte, der LTTE einen "zweiten Wind" verschaffen wollten, würden sie "davongejagt".

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.